Glückliche Ereignisse
Goethe im Spiegel seiner Freundschaften
Seine erste Begegnung mit Schiller hat Goethe aus der Perspektive des Alters ein „glückliches Ereignis“ genannt; sie war der Beginn eines Dialogs in Wort und Schrift, der in der deutschen Literatur seinesgleichen sucht. Glückliche Ereignisse sind Goethes freundschaftliche Bindungen, gespiegelt in seinen Briefen, allesamt gewesen.
Während nur im Falle von Goethes Verbindung mit Charlotte von Stein allein Texte des männlichen Korrespondenzpartners Goethes überliefert sind, bewahren Weimars Archive glücklicherweise auch die Briefe von Herzog Carl August, von Schiller und Zelter an Goethe auf. In diesen Korrespondenzen erschließt sich ein Reichtum an persönlichen wie überpersönlichen Beziehungen, den es im Einzelnen zu erschließen gilt.
Doch diese Beziehungen wären unvollständig, wenn nicht fruchtbare Bezüge zu den Nachbarkünsten und zum gesellschaftlichen Geschehen insgesamt das Bild abrundeten. Besitzen die Briefe an Charlotte von Stein den Charakter unverstellter Privatheit, so bilden Werkstattdebatten ein Zentrum von Goethes brieflichem Austausch mit Schiller, während politische Themen in der Korrespondenz mit Carl August einen Schwerpunkt bilden und in der Korrespondenz mit Zelter auch musikalische Probleme zur Sprache kommen. Durch Besuche im Goethe- und Schiller-Archiv und im Goethe-Nationalmuseum wird die geistige Vielfalt dieser Beziehungen vor Augen geführt, Weimars geistiges Leben auf andere Weise zum Sprechen gebracht.
Donnerstag, 3. Dezember 2020
Individuelle Anreise zum Dorint Hotel Am Goethepark****s in Weimar
15.30 Uhr
WILLKOMMEN ZUR GOETHE AKADEMIE!
Begegnungen und Gespräche bei Kaffee, Tee und Gebäck
Elisabeth Bremekamp, Bensberg
Referatsleiterin, Thomas-Morus-Akademie Bensberg
Prof. Dr. Jochen Golz, Weimar
Vizepräsident der Goethe-Gesellschaft in Weimar e. V.
16.30 Uhr I Vortrag und Gespräch
„Der schönste, unmittelbarste Lebenshauch“
Goethe als Briefschreiber
Als klassisches Zeitalter der Briefkultur können in Deutschland das 18. und das frühe 19. Jahrhundert gelten. Goethe nimmt darin eine herausragende Stellung ein. Annähernd 20 000 Briefe hat er geschrieben, ungefähr ebenso viele erhalten. Als Dokumente „unmittelbarsten Lebenshauchs“ werden sie im Überblick vorgestellt.
Prof. Dr. Jochen Golz, Weimar
18.30 Uhr
Abendessen im Hotelrestaurant
20.00 Uhr I Literatur-Lesung
Aus der Nähe betrachtet
Lesung ausgewählter Briefe
Freitag, 4. Dezember 2020
Frühstück
9.30 Uhr I Vortrag und Gespräch
„Tropftest Mäßigung dem heißen Blute“
Goethes Briefe an Charlotte von Stein
Bis auf den heutigen Tag umgibt Goethes Beziehung zu Charlotte von Stein ein Rätsel. 1 650 kürzere oder längere Briefe hat er zwischen 1776 und 1788 an sie geschrieben, während die Gegenbriefe nicht mehr vorhanden sind. Goethes Briefe zählen zum kostbarsten Besitz des Goethe- und Schiller-Archivs. Für den Dichter war Charlotte von Stein Freundin, Mentorin und Muse. Davon zeugen insbesondere auch Gedichte, die Goethe seinen Briefen anvertraut hat. Über diese reiche Überlieferung gibt der Vortrag Auskunft.
Prof. Dr. Jochen Golz, Weimar
11.30 Uhr I Präsentation im Goethe- und Schiller-Archiv
„Auf den Knien des Herzens“
Briefe als Dokumente eines geistigen Dialogs
Zu den Kernaufgaben eines Archivs gehört die wissenschaftliche Erschließung seiner Bestände, in unserem Falle der Briefe von und an Goethe, die in einmaliger Vollständigkeit in Weimar aufbewahrt und in parallelen Editionen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Aus diesem Schatz können nur einzelne, besonders kostbare Dokumente ans Licht gehoben und präsentiert werden. Sie stehen pars pro toto für den geistigen Schatz, den das Archiv für seine Freunde bereithält.
Dr. Silke Henke, Abteilungsleiterin Medienbearbeitung und -nutzung, Goethe- und Schiller-Archiv, Klassik Stiftung Weimar
Gelegenheit zur Mittagspause
15.00 Uhr | Goethe-Nationalmuseum
Ins Bild gesetzt
Ein Besuch im Goethe-Nationalmuseum
Es lag in Goethes Wesen, Gegenstände aus Natur und Kultur zu sammeln und zu ordnen. So wie er in der Mitte seines Lebens begann, Handschriften bedeutender Persönlichkeiten als Abbild ihres Charakters zusammenzutragen, so legte er zunehmend Wert darauf, mit ihm befreundete oder ihm vertraute Persönlichkeiten im Bild um sich und vor sich zu haben. In seinen letzten Lebensjahren gab er dem Weimarer Künstler Johann Joseph Schmeller regelrechte Porträtaufträge. Einiges davon soll vor Augen geführt werden.
Prof. Dr. Hermann Mildenberger, Goethe-Nationalmuseum Weimar
17.30 Uhr I Vortrag und Gespräch
GOETHE IN GESELLSCHAFT
Zum Wirken der Goethe-Gesellschaft in Weimar e. V.
Nach dem Tod des letzten Goethe-Enkels Walther Wolfgang von Goethe wurde auf Anregung der Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar-Eisenach 1885 die Goethe-Gesellschaft gegründet. Sie ist heute die größte literarische Gesellschaft Deutschlands mit 2 500 Mitgliedern in 40 Ländern der Welt und kann auf eine beeindruckende Geschichte zurückblicken.
Prof. Dr. Jochen Golz, Weimar
19.00 Uhr
Abendessen im Hotelrestaurant
Samstag, 5. Dezember 2020
Frühstück
9.30 Uhr | Vortrag und Gespräch
„Bund des Ernstes und der Liebe“
Der Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe
Zu den wertvollsten Zeugnissen deutscher Briefkultur gehört diese glücklicherweise annähernd vollständig überlieferte Korrespondenz, ein Dialog gleichrangiger Partner, die ungeachtet einer zwischen ihnen bestehenden geistigen Polarität in ihren Urteilen über Kunst und Leben fruchtbare Harmonie zu erkennen geben. Nur näherungsweise zu erfassen ist die Vielfalt geistiger Bezüge, die sich in diesen Briefen offenbart.
Prof. Dr. Jochen Golz, Weimar
11.45 Uhr | Führung
„Seine durchgewachten Nächte haben unsern Tag erhellt“
Ein Gang durch Schillers Wohnhaus in Weimar
In räumlicher Nähe zum Haus am Frauenplan hat Schiller an der damaligen Esplanade ein Haus beziehen können, in dem er noch drei Lebensjahre verbringen sollte. Die Sphären von Arbeit und Geselligkeit waren dort streng geschieden, denn Schiller musste sich unausgesetzt seinen poetischen Texten widmen – nicht zuletzt, um die Schulden abzutragen, die er wegen des Hauskaufs aufnehmen musste. Dies gelang ihm im Wesentlichen schon 1804, ein Jahr vor seinem Tod. Von dieser Lebensproblematik vermittelt das Haus einen authentischen Eindruck.
Prof. Dr. Jochen Golz, Weimar
Gelegenheit zur Mittagspause
16.00 Uhr | Vortrag und Gespräch
„Königliche Hoheit“ – „Mein lieber Freund“
Goethe und Carl August – eine freundschaftliche Beziehung?
Über fünfzig Jahre waren Goethe und Herzog/Großherzog Carl August auf vielfältige Weise in persönlichem Kontakt. 1825 konnten sie auf ein halbes Jahrhundert gemeinsamen politischen Wirkens zurückblicken. Der Tod Carl Augusts im Juni 1828 hat Goethe tief verstört. Ungeachtet mancher Differenzen im politischen Alltag bestand zwischen beiden eine im Prinzip vertrauensvolle und harmonische Verbindung, von der ihr Briefwechsel Zeugnis ablegt.
Prof. Dr. Jochen Golz, Weimar
18.00 Uhr
Abendessen im Hotelrestaurant
20.00 Uhr | Besuch der Aufführung im Theater im Gewölbe
„Schiller zum Verlieben“
oder: Wer die Wonne nie gekannt
Schiller lässt seinen Wilhelm Tell mit Pfeilen auf paradiesische Früchte zielen, sein Ritter holt der Zicke den Handschuh, pralles Liebesleben findet sich in der „Glocke”. Und Schiller selbst? War er erotisch? Hakennase, faule Äpfel im Schreibtisch und eine schwache Lunge ... Da drängt sich diese delikate Betrachtung geradezu auf.
Sonntag, 6. Dezember 2020
Frühstück
10.00 Uhr I Vortrag und Gespräch
„Zelter ist immer grandios und tüchtig!“
Dichter und Komponist im brieflichen Gespräch
1799 setzt der Briefwechsel zwischen dem Berliner Maurermeister und Komponisten Zelter und Goethe ein, der sich zur wichtigsten Alterskorrespondenz des Dichters entwickeln sollte. Kein Thema, das darin nicht berührt wurde. Zelter, mit Tatkraft, Witz und Humor gesegnet, war eine „tüchtige Natur“ nach Goethes Geschmack. Wechselweise spendeten sie sich Zuspruch, zuweilen auch Trost. Nahezu alle Facetten des Menschlichen werden in ihren Briefen sichtbar.
Prof. Dr. Jochen Golz, Weimar
12.00 Uhr
Mittagsimbiss
12.30 Uhr
BIS ZUR NÄCHSTEN GOETHE AKADEMIE!
Verabschiedung
Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.