Damit das Bad auch dieses Jahr erquicklich sei
Goethes Reise in die böhmischen Bäder
Karlsbad, Marienbad und Franzensbad sind nur die berühmtesten Namen unter einer Vielzahl von böhmischen Kurbädern, deren Quellen seit dem Spätmittelalter genutzt werden. Um 1800 war hier die Welt zu Gast, sodass ein sommerlicher Aufenthalt in Karlsbad lange Reisen nach Sankt Petersburg oder Wien ersetzen konnte. Daher kann es nicht verwundern, dass Goethes siebzehn Besuche in den böhmischen Bädern zu den bewegtesten Zeiten seines Lebens gehören. Ob er mit Hochadel, Kunstschaffenden und Beamten zusammentraf oder Ausflüge zu den Bergwerken und in die herrliche böhmische Landschaft unternahm – alles regte den Gedankenkosmos von Deutschlands letztem Universalgenie an. Dem Zauber der alten Bäderarchitektur, der Hotels, Wandelhallen und Pavillons aus Empire und Jugendstil kann man sich auch heute nur schwer entziehen. Und da und dort leuchtet ältere Vergangenheit auf: gotische Kirchen und Burgen, Renaissance-Rathäuser und barocke Schlösser und Stifte liegen in dem stillen Land. Über allem aber schwebt noch heute die Aura kultur- und literaturhistorischer Bedeutsamkeit mit dem Fixstern Goethe.
Ihr/e Reiseleiter/in
Donnerstag, 27. Juli 2023
„...in wenig Tagen führte mich der Weg bequem hierher“
Busreise ab Köln (8.00 Uhr) und Bensberg (8.45 Uhr) durch Hessen und Bayern, vorbei an Bamberg und Bayreuth ins Fichtelgebirge. Am frühen Abend wird das Hotel Falkensteiner***** in Marienbad erreicht, ein bequemer Aufenthalt und Ausgangspunkt für die Ausflüge in Böhmen.
Freitag, 28. Juli 2023
„Was soll ich nun vom Wiedersehen hoffen / Von dieses Tages noch geschloss’ner Blüte?“
Während seiner drei Aufenthalte in Marienbad wohnte der Dichterfürst im Gasthaus „Zur Traube“. In der heutigen Goethe-Gedenkstätte werden die Charakteristika der Landschaft und die Charaktere der Badegäste liebevoll präsentiert. Melancholisch dagegen stimmt die „Marienbader Elegie“, die Goethe vor zweihundert Jahren, im September 1823, zur Verewigung seiner unerwiderten Gefühle für Ulrike von Levetzow schuf.
Nach Mittagspause und Badegelegenheit führt ein Spaziergang durch die Straßen der Kurstadt, vorbei an altehrwürdigen Hotels, Kuranlagen und filigranen Trinkhallen des böhmischen Bäderjuwels.
Samstag, 29. Juli 2023
„Um zwölf in Eger, bei heißem Sonnenschein. Ich freute mich, wieder einmal bei klarem Himmel unter dem funfzigsten Grade zu Mittag zu Essen ...“
Fahrt von Marienbad ins nahegelegene Eger. Ein Spaziergang erschließt das Gefüge der Stadt mit ihrem weiten Marktplatz und den mittelalterlichen Fachwerkhäusern. In einem von ihnen starb 1634 Albrecht von Wallenstein. Es folgt ein Aufstieg zu den Ruinen der Burg mit einer „kaiserlich“ anmutenden Doppelkapelle. Ein kleiner Spaziergang führt am Nachmittag zum Kammerbühl, einem vulkanischen Hügel bei Eger, der einst Goethes Interesse weckte. Daran schließt sich die Promenade durch das nahe gelegene Franzensbad an, wo ein Jugendstil-Denkmal an den Dichter erinnert. Seinerzeit logierte er im Hotel „Drei Lilien“ und verliebte sich im Sommer 1808 in die junge Silvie von Ziegesar.
Sonntag, 30. Juli 2023
„Und wölbt sich nicht das überweltlich Große / Gestaltenreiche, bald Gestaltenlose?“
Neben der Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes in Marienbad bleibt vormittags Zeit zum Baden, Lesen, Promenieren, Ruhen …
Am Nachmittag führt eine kleine Wanderung rund um den Moorsee von Glatzen, der inmitten des Kaiserwaldes liegt. Man meint hier Undine, Melusine und dem Erlkönig begegnen zu können. Völlig anderen Charakter haben der Park und das Schloss Königswart, deren Hausherr Clemens Graf Metternich der mächtigste Mann seiner Zeit war. Die unter seiner Ägide entstandenen „Karlsbader Beschlüsse“ leiteten 1819 das Zeitalter der Restauration ein.
Montag, 31. Juli 2023
„Du kannst Dir denken, dass der Sommer in Karlsbad dieses Jahr besondere Reize haben muß ...“
Durch das Tal der Tepla gelangt man nach Karlsbad, dem größten böhmischen Kurort. Im engen Tal treten überall heiße Quellen ans Licht. Großartiger noch als in Marienbad ist die Bäderarchitektur, exklusiver war hier einst die Gästeschar, wo Goethe mehrere Gedichte zu Ehren der Kaiserin von Österreich schuf.
Von Karlsbad aus geht die Fahrt an den Rand des Erzgebirges. In den Gruben von Schlackenwerth und Joachimsthal wurden Silber, Pechblende und Uranerz gewonnen. Diese böhmischen Schätze haben Wirtschafts- und Wissenschaftsgeschichte geschrieben.
Dienstag, 1. August 2023
„Teilnehmend führen gute Geister / Gelinde leitend, höchste Meister“
Die imposante Burg von Petschau an der Tepla verwahrt einen Schatz: Der St.-Maurus-Schrein, um 1250 im Rhein-Maas-Gebiet gefertigt, ist ein nach Böhmen versprengter Verwandter der Kölner Schreine.
Landschaftlich schön liegt Elbogen hoch über einer Schleife der Tepla. Im Schatten seiner Burg feierte Goethe 1823 mit der Familie Levetzow seinen vierundsiebzigsten Geburtstag.
Mittwoch, 2. August 2023
„Das Kloster würde ganz vermodern, wenn nicht der fromme Sinn einiger Gläubigen die Türen manchmal wieder lüftete“
Das geistige Zentrum des Kaiserwaldes ist Kloster Tepla. Mit seinem Abt stand Goethe im Briefwechsel, mehrfach besuchte er das Kloster mit der barock ausgestatteten Kirche und entlieh Bücher aus der Bibliothek.
Am Nachmittag bleibt noch einmal Zeit, um selbst ins Badebecken zu steigen, die Quellen zu probieren und die Kur anzuwenden.
Donnerstag, 3. August 2023
„Der Kutscher will abgefertigt sein, sonst könnte ich noch lange fortfahren ...“
Früh geht es fort aus Marienbad in Richtung Heimat. Busreise von Böhmen ins Rheinland. Ankunft in Bensberg (19.30 Uhr) und Köln (20.15 Uhr).
Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.