Weingedicht von Wilhelm Busch
Sie stritten sich beim Wein herum,
Was das nun wieder wäre;
Das mit dem Darwin wär‘ gar zu dumm
Und wider die menschliche Ehre.
Sie tranken manchen Humpen aus,
Sie stolperten aus den Türen,
Sie grunzten vernehmlich und kamen zu Haus
Gekrochen auf allen vieren.
Wilhelm Busch ist bekannt in Wort und Bild – und in der Kombination beider. Weltruhm erlangte beispielsweise seine Witwe Bolte, die als Opfer der bösen Streiche zweier Lausbuben in die (Literatur-)geschichte eingegangen ist; Max und Moritz hießen die beiden. Diesem Erfolg sollten zahlreiche weitere Folgen. Ein Dichter und Zeichner war Busch, der sehr genau dem „Volk auf’s Maul“ geschaut hat und diesen feinsten Beobachtungen mit (zuweilen tiefschwarzem) Humor eine karikaturistische, nicht selten eine gar groteske Form gegeben hat.
Hier hat er sich dem Wein und vor allem den Folgen seines Genusses gewidmet. Besonders spannend: Darwins Werk „Über die Entstehung der Arten“ war hier noch druckfrisch, und die Reaktionen auf das Werk waren sehr kritisch, zuweilen rundweg ablehnend. Als Spiegel der Zeit diskutieren die beiden Weinliebhaber genau dieses Thema und begeben sich schließlich nach entsprechendem Genuss – entlarvend – auf alle Viere.
Einflüsse Darwins finden sich bei Busch in der Bildergeschichte Schnurrdiburr oder die Bienen (1869), dann in der Knopp-Trilogie (1875–1877), in der die Ehe auf ihre Funktion der Reproduktion der Gattung Mensch reduziert wird. In der Geschichte Fipps, der Affe (1879) entfaltet Busch den von Darwin herausgearbeiteten „struggle for life“ in voller Breite und in grotesk-komischen Bildern.
28. Oktober 2023 || ein Beitrag von Akademiereferentin Judith Graefe