Karneval - Sonntagswort von Peter Otten

Frohe Botschaft zum Anfassen

Heute ist wieder Rosenmontag. Und weil heute Rosenmontag ist, ist es herrlich! Also rein ins Ihßbärekostüm, oder flöck dä Piratehootop d´r Kopp, jet Jlitter innet Jeseecht schmieße, Frikadellen und Piccolöchen uss dämm Köhlschrank holle, et Trömmelche ömhänge, de Omma un de Pänz unger de Ärm klemme und nix wie russ op de Strooß! Denn da ist der Karneval in diesen Tagen endlich angekommen. Mich persönlich haben in dieser Session vor allem wieder die vielen, vielen Veranstaltungen in Schulen und Altenheimen begeistert. In Köln haben die wunderbaren Initiatoren von „Loss mer singe!“sogar mit Obdachlosen die neuen Karnevalshits geübt. Is dat nit herrlich?

Der Karneval hat ja viele Funktionen. Endlich mal die Mächtigen auf den Arm nehmen. Sich verkleiden und für ein paar Stunden der sein, der du das ganze Jahr über nur im Traum bist. Übermütig sein und Grenzen sprengen – all das ist der Karneval. Und er ist noch viel mehr. Und daran habe ich denken müssen, als ich neulich wieder mal diese Geschichte gelesen habe:

Jesus kommt in das Haus der Schwiegermutter von Petrus. Die liegt mit Fieber im Bett. Oh jemine. Jeder kennt das. Du bist kaputt, hast nur noch düstere Gedanken, fühlst dich hundeelend und allein. Was aber macht Jesus? Er macht drei Dinge: Er geht zu ihr hin, fasst sie an der Hand und richtet sie auf. So erzählt es die Bibel. Hingehen, Anfassen, Aufrichten. Und im selben Moment kommt die Kranke zurück ins Leben.  Keine Spur mehr von Krankheit, Isolation, Schwäche und Fieber.

Hingehen, Anfassen, Aufrichten. Das ist das Programm von Jesus. Denn Hingehen, Anfassen, Aufrichten – das ist die Atmosphäre, die Menschen aus der Isolation holt, nicht Krankheit, düsteren Gedanken und dem Elend überlässt. Hingehen, Anfassen, Aufrichten: Wo das passiert, haben Menschen einen Blick füreinander. Überlassen sie einander nicht sich selbst. Hingehen, Anfassen, Aufrichten: Also Schluss machen mit dem Tunnelblick, der Gefühlskälte und der Gleichgültigkeit gegenüber allem anderen, was lebt: den Pflanzen, den Tieren, den Menschen. Hingehen, Anfassen, Aufrichten: Wer das tut, der lässt den guten Geist in die Welt. Der hebt die Augen und richtet den Blick auf ihre Farbigkeit, ihre Buntheit, ihre Schönheit.

Un schon simmer janz flöck widder beim Karneval. Denn: Hingehen, Anfassen, Aufrichten –Passiert genau das nicht beim Schunkeln? Aber klar! Hingehen, die Leute unterhaken – und sie aufrichten. Mitnehmen. Groß machen. „Heimat ess, wo do nit abseits steihs!“ singen die Paveier vollkommen zurecht. Schunkeln ist quasi die Frohe Botschaft ohne Worte. Und deswegen: Schunkelt in diesen Tagen, was das Zeug hält! Rauf und runter, links un räächts, auf der Straße, in der Kneipe, wo auch immer in den nächsten Tagen et Trömmelche jeiht und de Musik spillt. Spritzt ein bisschen von dem Geist in die Welt, der davon erzählt, dass die sie auch anders sein kann. Bunt und beschwingt, sorglos und heil. Nicht nur im Karneval. Und nicht nur am Rosenmontag.

12. Februar 2024 || ein Beitrag von Peter Otten, Pastoralreferent St. Agnes Köln