„Das ist heute“
„Das ist heute“
Für mich sind diese drei kleinen Worte der Schlüssel zum ganzen Osterfest.
Bei der Liturgie vom Letzten Abendmahl sind sie eingefügt in den Text des eucharistischen Hochgebets, ganz schlicht. „Denn in der Nacht, da er verraten wurde – das ist heute –, nahm er das Brot und sagte Dank…“
Die Liturgie ist kein Schauspiel und keine Gedenkveranstaltung, sie feiert nicht die Vergangenheit, sondern die Gegenwart Jesu. Sie zieht mich hinein in die Wirklichkeit des lebendigen Christus, macht mich auf geheimnisvolle Weise zum Zeit-Genossen Jesu.
Was also ist heute?
Zum einen die Hingabe Jesu. „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“ Hier bin ich für euch. Hier bin ich, der ich mich dir in die Hände lege.
Aber auch alles das, was drumherum passiert an jenem Abend, auch das ist heute. Der liebevolle Dienst der Fußwaschung – Menschen, die einander dienen, füreinander da sind. Die vielen Liebesdienste, die unsere Gesellschaft jeden Tag so unscheinbar veredeln, auch in den kirchlichen Hilfswerken. Der intime Abend mit lieben Freunden, die einander das Herz öffnen, sich einander offenbaren. Und dann die falschen Freunde, die sich gegenseitig in den Rücken fallen, sich gegenseitig über die Klinge springen lassen für ein paar läppische Silberlinge. Die Einsamkeit der Angst am Ölberg. Wie viel Angst wird nicht jeden Tag übersehen, wie viele Ängste werden nicht jeden Tag von Frauen und Männern ertragen, ganz allein und verborgen? Todesangst zuweilen – ganz wie im Garten Getsemani.
Ist das nicht alles auch heute?
Es sind wesentliche Fragmente der Welt und meines Lebens, die an diesem Tag anklingen. Und in diese Realität hinein tritt Jesus: Hier bin ich für dich!
Das ist heute.
Bild: Winfried Hollmann
In: Pfarrbriefservice.de
Osterfreude
Texte & Gedanken an den Kar- und Ostertagen
An den Kar- und Ostertagen wird Pfarrer Dr. Tobias Schwaderlapp, Diözesanjugendseelsorger, mit besonderen Texten unseren Blog „Akademie in den Häusern“ gestalten.
Ein regelmäßiger Blick in unseren Blog lohnt sich!
6. April 2023 || ein Beitrag von Pfarrer Dr. Tobias Schwaderlapp, Diözesanjugendseelsorger