Ein Utopia der Wohlfahrt – Der Pilgersaal im Spital Santa Maria della Scala in Siena
Dr. Till Busse
Abseits der Klassiker in Siena, abseits der Piazza del Campo und des zebraartig gestreiften Doms, aber nicht weit entfernt davon liegt hinter der unscheinbaren Fassade des ehemaligen Spitales der „Heiligen Jungfrau an der Treppe“ (Santa Maria della Scala) ein prächtig ausgeschmückter Saal, dessen Fresken von Wohltätigkeit und Fürsorge in der südtoskanischen Metropole, aber auch von der Eleganz der Patrizier dort erzählen. Der um 1440 ausgeschmückte repräsentative Raum schildert die Gründungsgeschichte eines der größten Spitäler Südeuropas, demonstriert aber auch die sieben Pflichten der Barmherzigkeit, die guten Christen obliegen und zeigt so auf faszinierende, wenn auch geschönte Weise den Alltag in einem Krankenhaus der beginnenden Renaissanceepoche. Gleichzeitig spazieren – scheinbar ohne Handlungsbezug – betont prachtvoll gewandete Höflinge durch die Bildwelten. Warum dies so sein mag, illustriert der folgende Beitrag über den Pellegrinaio in Siena.