Auf ein Wort mit… Thomas Wagner

Deutschland zählt zu den weltweit wichtigsten Ländern in der Orgelkunst. Die UNESCO hat diese Tradition daher in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Das Projekt “Orgelkultur im Rhein-Sieg-Kreis” verspricht zahlreiche intensive musikalische Erlebnisse rund um die “Königin der Instrumente” und hebt durch seine unterschiedlichen Angebote versteckte Schätze in der Region. Seite dem Beethovenjubiläumsjahren 2020-2021 realisiert die Thomas-Morus-Akademie in Kooperation mit dem Rhein-Sieg-Kreis OrgelKonzerte, OrgelExkursionen, ein OrgelCamp und OrgelErlebnisse für Kinder.

Lieber Herr Wagner, wie ist es zum Angebot „OrgelKultur im Rhein-Sieg-Kreis gekommen?

Der damalige Leiter des Kreiskulturamtes und ich standen noch weit vor den Jubiläumsfeierlichkeiten zu Beethovens 250. Geburtstag (BTHVN 2020) vor der sehr großen Herausforderung, Projekte und Leitlinien für den Kreis zu benennen, die im Jubiläumsjahr im Rhein-Sieg-Kreis gefördert werden sollten. Kreis, Stadt Bonn, Land und Bund hatten dafür ja sehr viel Geld in die Hand genommen.

Maßgeblich war dabei für uns – egal um welches Projekt es sich handelt -, dass wir etwas durch die Förderung anstoßen, dass über die Jubiläumsfeierlichkeiten hinaus im Kulturangebot des Kreises einen nachhaltigen Platz findet. Es sollten Projekte sein, die sich über einen längeren Zeitraum als Marke, als kreiskulturelle Projekte ein Image verschaffen.

Auch bestand die Herausforderung darin, einen Bezug zu Beethoven herzustellen. Das war unsere zweite Maßgabe. Beethoven hat nämlich schon als junger Mann die Orgeln in Bonn und der Region gespielt, seinen Unterhalt damit verdient und auf der Orgel in der Siegburger Abteikirche gespielt, sodass wir im Jubiläumsjahr auch einen authentischen Beethovenort anbieten konnten.

Dritte Maßgabe war für uns, dass wir neben der Verstetigung und einem Bezug zu Beethoven etwas anbieten, was einer breiten Öffentlichkeit möglichst in allen Städten und Gemeinden des Kreises flächendeckend angeboten werden kann. Und letzte, die für mich eigentlich wichtigste Maßgabe: Wir wollten ein Programm für Kinder und Jugendliche aller Bevölkerungs- und Bildungsschichten vorhalten.

Das alles ist dann in enger Abstimmung mit unseren politischen Gremien zu einem Programmbündel geworden, in dem auch die Orgelkultur ein wesentlicher Baustein wurde.

Auf der Orgel hat schon Beethoven gespielt, sogar auch auf dem Gebiet des heutigen Rhein-Sieg-Kreises, es ist ein wunderschönes Instrument, jede Orgel ist ein einzigartiges Bauwerk, das es nicht von der Stange gibt und die Orte der Orgel sind wunderschöne Kirchen in unseren wunderschönen einzelnen Ortschaften rechts- wie links des Rheins in allen unseren Kommunen.

So waren schon unsere ersten drei Maßgaben erfüllt und durch die Programmgestaltung erreichten wir mit den Orgelerlebnissen und auch den Orgelcamps Kinder und Jugendliche. Mehrere Tausend Kinder und Jugendliche konnten wir Musik, Instrument und auch schöne Orte in unserer Heimat näherbringen.

Diese Verbindung von Musik, Instrumenten, Orte der Heimat sind das Salz in der Suppe dieser Reihe. Hinzu kommen seit 2020/2021 hervorragend Künstlerinnen und Künstler, die diese Reihe zu einem wahren kulturellen Schatz entwickelt haben.

Warum engagiert sich der Rhein-Sieg-Kreis über eine so lange Zeit für die Orgelmusik?

Unserer Politik und der Kulturverwaltung ist es wichtig, dass wir Kinder und Jugendliche zur Musik und zu solchen Erlebnissen bringen, aber auch den Erwachsenen die Möglichkeit geben, durch Konzerte Musik zu genießen, durch die Exkursionen diese Schätze an vielfältigen Orgel zu erleben und ihre eigene Heimat mit den schönen Kirchen erfahren zu können.

Was sind die inhaltlichen Schwerpunkte des Angebots zur OrgelKultur im Rhein-Sieg-Kreis?

Die Schwerpunkte sind Konzerte mit Impulsen. Mal spirituellen Impulsen, mal geschichtlichen, architektonischen oder anderen Anregungen; Erklärungen zu den Instrumenten, den Besonderheiten der Orte und vielem mehr.

Die Exkursionen führen die Teilnehmer an einem Tag an verschiedene Orte, mal mit dem Bus, mal mit dem Fahrrad.

Und wie schon erwähnt sind die Orgelerlebnisse und das Orgelcamp für Kinder und Jugendliche ein wesentlicher Bestandteil des Programms.

Wichtig bei den Konzerten ist, dass es nur kurze Orgelkonzerte sind, teilweisem mit cross-over-Elementen, wenn Jazz auf der Orgel erklingt und es dann auch noch die Impulse gibt, sodass niemand mit mehrstündigen Orgelkonzerten „gequält“ wird. Es ist kurzweilig und so ganz anders als man sich das üblicherweise vorstellt.

Auf welche Weise wollen Sie mit den Angeboten junge Menschen für das Instrument Orgel begeistern?

Mit dem Programmteil OrgelErlebnis führen wir Kinder im Grundschulalter an das Instrument heran und begeistern sie für die Musik mit bekannten Geschichten wie „Karneval der Tiere“ oder „Bremer Stadtmusikanten“ sowie mit einer eigens für diese Reihe und das Beethoven-Jubiläum geschriebenen Auftragskomposition „Als die Königin sich in Ludwig verliebte“. Das alles macht den Kindern großen Spaß, sie staunen über das, was alles so aus der Orgel an verschiedenen Stimmen und Tönen entlockt werden kann. Auch sind sie begeistert, wenn sie sehen und erklärt bekommen, wie eine Orgel funktioniert.

Auch führen wir die Kinder an die Musik heran, was unseren kulturellen Leitlinien im Kreis entspricht.

Was ist Ihr persönliches Highlight des Angebots in diesem Jahr? Worauf freuen Sie sich besonders?

Die Exkursion nach Hamburg ist schon ein besonderes Angebot. Nicht nur die Klais-Orgel in der Elbphilharmonie zu erleben, sondern auch die Orgeln in St. Michaelis, die Orgel im Mariendom und in anderen Kirchen der Weltstadt. Das wird spannend.

Da ich bei dieser Exkursion nach Hamburg nicht dabei sein kann, freue ich mich auf die vielen tollen Konzerte mit Jazz, Gesang und die vielen anderen attraktiven Exkursionen.

Lieber Herr Wagner, wir danken Ihnen für das Gespräch und freuen uns mit Ihnen auf die Veranstaltungen im Rahmen der OrgelKultur im Rhein-Sieg-Kreis im Jahr 2024!

Die Fragen stellte Akademiereferent Andreas Würbel.

Einmal im Monat erscheint „Auf ein Wort mit…“ und stellt interessante und engagierte Personen vor, mit denen die Akademie auf unterschiedliche Weise verbunden ist. Gesprochen wird über Gott und die Welt, über Kunst und Kultur, über Aktuelles aus Gesellschaft und Kirche ….

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