DAS ZEITALTER DER NATURWISSENSCHAFTEN – Welches Denken leitet Handeln und Entscheiden im 21. Jahrhundert?
Am Wochenende 2. und 3. Juli 2022 waren die Teilnehmenden des Seminars in der Erkenntniswelt der Naturwissenschaften unterwegs und haben mit Prof. Dr. Martin Korte im Labor der Neurobiologie und mit Prof. Dr. Stephan Clemens im Labor eines Gentechnikers vorbeigeschaut.
„Wissen ist kein Zustand. Wissen ist ein Prozess.“ – „Wenn Nervenzellen unser Handeln bestimmen, was ist dann Schuld? Was ist freier Wille?“ – „Das ICH-Bewusstsein konstituiert sich nur in der Gemeinschaft.“ – „Aus den Naturwissenschaften lassen sich ethische Forderungen formulieren.“ haben wir vom Neurobiologen gehört und viel gestaunt.
„Aus dem Verständnis der Natur folgt auch die Beeinflussung der Natur.“ – „Mehr Lebensmittelsicherheit durch Genom-Editierung und Gentechnik.“ – „Die Einführung krankheitsresistenter, kleinwüchsiger Weizensorten hat dramatische Ertragssteigerungen ermöglicht.“ – „Mehr als 50% der auf der Welt aufgenommenen Kalorien kommen aus Reis, Weizen und Mais.“ – „Die Beschleunigung der Züchtung ist dringend erforderlich, damit die wachsende Weltbevölkerung auf begrenzter werdenden Ackerflächen mit besser angepassten Sorten, die beispielsweise eine höhere Trockenresistenz zeigen, ernährt werden kann.“ „Auch das Unterlassen von Handlungen kann unverantwortlich sein.“ hat der Pflanzenbiologe unter anderem gesagt.
Beide Naturwissenschaftler haben aufgezeigt, dass das Aneignen von Wissen komplex und vielfältig ist und bisweilen überfordernd sein kann. Es fehlen Autoritäten, die Orientierung geben. Aber wenn wir für unsere Welt in eine „gute“ Zukunft wollen, müssen wir verantwortlich und wissensbasiert handeln und entscheiden. Wichtig bleibt eine klare Wissenschaftskommunikation.
Die Thomas-Morus-Akademie dankt den beiden Referenten für ihre Zeit und ihre spürbare Begeisterung, mit der sie den Teilnehmenden die Welt der Naturwissenschaften erschlossen haben. Eine Teilnehmerin meinte am Ende der Tagung zu mir, dass sie zum einen viel Neues, Wertvolles gehört und gelernt habe und zum anderen beginnt, eine neue Haltung gegenüber den Naturwissenschaften zu finden. Sie wünscht sich weitere Seminare und Tagungen zu dem Thema.
Austausch bei Kaffee im Innenhof
Auch am Abend wurden die Gespräche weitergeführt auf dem Bergischen Balkon.
Text und Bild: Karin Dierkes, Referentin für Theologie und Philosophie der TMA, Bensberg