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Sorge um sich – Sorge um das Ganze

Die Stoa und die Kunst, der Natur gemäß zu leben

Die Philosophie der Stoa hat nicht nur bis weit in die Spätantike hinein großen Einfluss ausgeübt; von ungeahnter Aktualität ist in Zeiten des Klimawandel ihre Auffassung von der Natur als etwas, das im höchsten Maße vernünftig geordnet und dadurch göttlichen Charakters ist. Doch auch die stoische Pflichten- und Tugendethik hat mit ihrer Leitorientierung an einer Lebensweise „gemäß der Natur“ bzw. „im Einklang mit der Natur“ Politik und Gesellschaft zu jeder Zeit herausgefordert.
Mit der stoischen Vorstellung von Glück als weitgehender Minimierung von Bedürfnissen lassen sich kritische Anfragen an das neuzeitlich-moderne Denken formulieren, welches durch seinen Hang zur Naturausbeutung fortwährend an der Maximierung der Bedürfnisse und ihrer Befriedigungsmöglichkeiten arbeitet. Welche Rolle kann in ähnlicher Weise das stoische Prinzip der Sympatheia spielen, wonach alles in einer Einheit mit dem Kosmos Geschehende als in einer inneren Verbindung mit allem anderen stehend aufgefasst wird? Oder die stoische Idee des Weltbürgertums, wonach der Mensch ein Kosmopolit ist, ein auf die menschliche Weltgemeinschaft angelegtes Wesen, ein Zoon koinonikon?

Ihr/e Referent/in und Tagungsleitung

Samstag, 15. Februar 2020

14.00 Uhr
Begrüßung und Einführung

Die Schule der Stoa, ihre politischen Hintergründe, ihre zentralen Bezugspunkte
Die Entwicklung von überschaubaren Stadtstaaten zuerst zum hellenistischen, später zum römischen Weltreich verlangte von der Philosophie, Wege einer neuen rationalen Selbstverständigung des Menschen zu bahnen. Die Vorstellung einer durch eine immanente göttliche Kraft zusammengehaltenen Welt wurde dafür ebenso relevant wie die individuelle Selbstsorge und Lebensführung in diesem universalen Kontext. Kosmos und Selbstsorge, Gesamtnatur und eigene Natur sind zentrale Bezugspunkte für die innere Einheit der sich bald ausdifferenzierenden Schule der Stoa, deren Hauptvertreter von Zenon bis Marc Aurel vorgestellt werden.

15.30 Uhr
Kaffee- und Teepause

15.45 Uhr
„Sorge um sich selbst“ und „Leben im Einklang mit der Natur“
Für die Stoiker gibt es kein ethisches Verstehen ohne Einsicht in die alles zum Besten strukturierende – göttliche – Vernünftigkeit der Gesamtnatur. Allen Lebewesen ist außerdem ein sich bejahendes Selbstverhältnis zu eigen: Pflanzen, Tieren, Menschen ist gleichermaßen ein Selbstbezug und eine Liebe zum eigenen Sein eingelassen. Beim Menschen zeigt sich dies als Selbstsorge im Dienst der Selbsterhaltung. Ihre Entfaltung im Zusammenspiel des Ganzen ist aber nur als Entfaltung der eigenen Natur hin zu einem vernünftigen und sittlichen Leben möglich.

18.00 Uhr
Abendessen

19.00 Uhr
Lebenskunst und stoische Haltung in ausgesuchten Filmbeispielen
Oikeiosis – damit bezeichnet die Stoa einen sittlichen Reifeprozess von der natürlich gegebenen Selbstliebe und Triebstruktur hin zur sittlichen Vernunft, die eigentlich der Natur des Menschen gemäß ist. Ziel ist stoische Leidenschaftslosigkeit und Affektfreiheit (apathia). Wie diese eine lebenslange Treue zu sich selbst unter schwierigsten Lebensbedingungen ermöglichen kann, lässt sich an Beispielen aus Verfilmungen, etwa zum Leben von Nelson Mandela, veranschaulichen. Natürlich kann eine stoische, unbelehrbare Ruhe zum Untergang führen; auch darüber wird zu sprechen sein.

21.15 Uhr Ende des Veranstaltungstages

Sonntag, 16. Februar 2020

ab 7.00 Uhr Frühstück für Übernachtungsgäste

8.00 Uhr
Gelegenheit zur Mitfeier der Eucharistie in der Edith-Stein-Kapelle

9.30 Uhr
Höchstes Gut – Lebensziel – Glück:
Stoische Anregungen und Alternativen zum modernen Glücksverständnis?
Weil die menschliche Natur Teil der Gesamtnatur ist, sind naturgemäßes und vernunftgemäßes Leben für die Stoiker ein und dasselbe. In einem „einstimmigen“ Leben nach der Natur bilden vernünftige Einsicht = Tugend = Glück (eudaimonia) als höchstes Gut und Lebensziel eine Einheit. Dazu gehört, möglichst wenig Bedürfnisse zu haben und die durch sie erstrebten Güter nicht wichtiger zu nehmen, als sie in ihrer Indifferenz sind.

11.00 Uhr Kaffee- und Teepause

11.15 Uhr
„Es gibt nur eine Welt …“ (Marc Aurel) – Kosmopolitismus und die Idee des Weltbürgertums
Die Vorstellung einer vernünftigen Gesetzen gehorchenden und durchgeordneten Natur, in der sich das Wesen des Menschen frei entfalten kann, bringt in der Stoa erstmals eine Ethik mit universalem Geltungsanspruch hervor. Ihr zufolge zeichnet alle Menschen eine natürliche Gleichheit aus, die ihn vor allen gesellschaftlichen Schranken und Schichten zum Bürger der einen Welt, des einen Kosmos macht. Welche Handlungsempfehlungen lassen sich im stoischen Denken aus der Idee des Weltbürgertums ableiten? Helfen diese uns heute weiter?

13.00 Uhr
Mittagessen

14.00 Uhr
Ende der Veranstaltung

Hinweis
Zentrale Textpassagen werden für die Lektüre in einem Reader zur Verfügung gestellt.

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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