Gefährliche Liebschaften – Die Liebe in der Literatur zwischen Leidenschaft, Macht und Abgrund

Was ist Liebe? – Eine Frage, die seit Jahrhunderten Schriftstellerinnen und Schriftsteller beschäftigt, Leserinnen und Leser bewegt und ganze Epochen geprägt hat. Die Literatur kennt die Liebe in all ihren Facetten: als göttliche Erleuchtung, als zerstörerische Leidenschaft, als Krankheit der Seele oder als gesellschaftliche Konstruktion. Die Veranstaltung „Gefährliche Liebschaften“ widmet sich genau diesem schillernden Thema – und lädt dazu ein, die großen Liebesgeschichten der europäischen Literatur aus neuer Perspektive zu betrachten.

Seit Mitte des 18. Jahrhunderts wird die Liebe zum zentralen Thema der bürgerlichen Moderne. Samuel Richardson, Goethe, Laclos und Mörike zeigen in ihren Romanen, wie eng das Gefühl mit Fragen von Moral, Macht und Identität verknüpft ist. In Richardsons Clarissa (1748) wird Liebe zur Qual – eine junge Frau verliert sich in der zerstörerischen Beziehung zu einem Verführer, der sie manipuliert und entwürdigt. Goethe wiederum variiert das Motiv in Die Leiden des jungen Werthers: Hier scheitert Liebe nicht an Bosheit, sondern an ihrer Unmöglichkeit, an gesellschaftlichen Grenzen und übersteigerter Innerlichkeit.

Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos treibt dieses Spiel in Les liaisons dangereuses (1782) auf die Spitze. Seine Figuren lieben nicht, sie intrigieren. Liebe wird hier zur Waffe, zum Spiel um Macht, Begehren und Unterwerfung – und am Ende zur Selbstzerstörung. Ganz anders, doch ebenso bedrückend, blickt Eduard Mörike in Maler Nolten (1832) auf das Thema. In seinem düsteren Roman verschmelzen Kunst, Melancholie und Liebeswahn zu einer beklemmenden Studie über das Scheitern des romantischen Ideals.

Das Seminar „Gefährliche Liebschaften“ verspricht eine Reise durch die emotionale und literarische Geschichte Europas – von der sentimentalen Empfindsamkeit bis zur psychologischen Tiefenschärfe des 19. Jahrhunderts. Wer sich auf diese Texte einlässt, entdeckt nicht nur die Liebe in all ihren schmerzhaften und beglückenden Formen, sondern vielleicht auch ein Stück Menschlichkeit, das in jeder großen Literatur verborgen liegt.

Herzliche Einladung zu einem literarischen Abenteuer über das wohl gefährlichste aller Gefühle am 29. und 30. November 2025 in der Thomas-Morus-Akademie Bensberg!

Felicitas Esser, Akademiereferentin

Felicitas Esser - Referentin Thomas-Morus-Akademie Bensberg