Bild von Paula Modersohn-Becker; Frau vor Gebüsch mit BlumenGemeinfrei, commons.wikimedia.org
Gemeinfrei, commons.wikimedia.org

Die „Malweiber“ im Teufelsmoor

Zum 150. Geburtstag von Paula Modersohn-Becker

Vor 150 Jahren, im Jahr 1876, wurde Paula Modersohn-Becker in Dresden geboren – eine Frau, die mit ihrem kurzen, intensiven Leben Kunstgeschichte schrieb. Sie gehört zu den Pionierinnen der Moderne, die früh eigene Wege gingen, sich von Konventionen lösten und eine ganz neue, subjektive Bildsprache fanden. Zum Jubiläumsjahr 2026 widmen sich nicht nur das Paula Modersohn-Becker Museum in Bremen, sondern auch mehrere Worpsweder Häuser der Künstlerin mit großen und kleineren Sonderausstellungen. Diese Ferienakademie führt mitten hinein in dieses Gedenkjahr und wandelt auf den Spuren der Malerin, ihrer Weggefährten und der Landschaft, die sie prägte. Worpswede, das sagenumwobene „Dorf der Künstler“, wurde um 1900 zum Zufluchtsort einer Generation von Suchenden: Fritz Mackensen, Hans am Ende, Otto Modersohn, Fritz Overbeck, Heinrich Vogeler – und Rainer Maria Rilke, der in seinen Briefen den Geist dieser Gemeinschaft einfing. Die Künstlerkolonie stand für einen Aufbruch, für das Ringen um Wahrhaftigkeit, Einfachheit und die Nähe zur Natur. Diese Reise lässt die Atmosphäre jener Zeit lebendig werden. Sie führt in Museen und Ateliers, in das weite Teufelsmoor und in die Gassen von Bremen – dorthin, wo Paula Modersohn-Becker ihren Platz in die Kunstgeschichte malte.

Ihr/e Reiseleiter/in

Dienstag, 1. September 2026
Aufbruch ins Teufelsmoor
Busreise von Köln (7.30 Uhr) und Bensberg (8.15 Uhr) nach Worpswede zum Hotel Buchenhof****, das in dem Haus untergebracht ist, das einst der Künstler Hans am Ende erbaute. Programmeinführung bei einer Kaffeetafel.
Ein erster Spaziergang führt zum Museum „Haus im Schluh“, einem malerischen Hofensemble, das vom Jugendstil bis zum Expressionismus geprägte Kunstwerke und Webereien des Ehepaares Vogeler zeigt und in dessen Handweberei noch immer nach alten Vorlagen gearbeitet wird. Das Museum erzählt zugleich von der Selbstbehauptung einer Frau, die vom Künstlermodell zur eigenständigen Handwerkerin und Künstlerin wurde.

Mittwoch, 2. September 2026
Worpswede: Auf den Spuren der Künstlerkolonie
Der nahe gelegene, wunderschöne Barkenhoff war einst Wohn- und Atelierhaus von Heinrich Vogeler: Er war ein Gesamtkunstwerk des Jugendstils und ab 1900 gesellschaftliches Zentrum der Künstlerkolonie, später Schauplatz einer linken Kommune und Versuch einer Lebensreform. Das sogenannte Hoetger-Ensemble umfasst heute den Skulpturengarten, das legendäre Kaffee Worpswede – von den Einheimischen „Café Verrückt“ genannt – und die Große Kunstschau, deren Werke die jeweiligen Eigenheiten der Worpsweder Künstlerinnen und Künstler offenbaren. Da sich diese immer wieder von der einzigartigen Landschaft des Teufelsmoores inspirieren ließen, bietet eine Fahrt mit dem Torfkahn interessante Eindrücke. Mit solchen Kähnen lieferten die Bauern in früheren Zeiten Torfbriketts nach Bremen, um ihre kargen Einkünfte zu verbessern, und so wurden die Schiffe mit ihren dunklen Segeln zum Wahrzeichen der Gegend.

Donnerstag, 3. September 2026
Fischerhude: Zuflucht für Otto Modersohn
Nach dem frühen Tod seiner Frau Paula und angesichts der zunehmenden Spannungen innerhalb der „Künstlervereinigung Worpswede“ zog Otto Modersohn 1908 ins nahe Fischerhude. Das nach ihm benannte Museum mit seiner Ansammlung von alten und neuen Fachwerkhäusern liegt idyllisch etwas abseits inmitten der Wümmewiesen – jener Landschaft, mit der er sich künstlerisch so intensiv auseinandersetzte. So siedelten sich hier, am Entstehungsort vieler seiner Werke, neue Kunstschaffende an, zu denen u.a. Clara Rilke-Westhoff, die erste Bildhauerin der Kolonie, und der Keramiker Jan Bontjes van Beek gehörten.

Freitag, 4. September 2026
Bremen: „Becoming Paula“ – Die Künstlerin wird zur Ikone
Ein Ausflug ins nahe Bremen erschließt das städtische Umfeld der Worpsweder Künstlerkolonie. Heinrich Vogeler gestaltete im Rathaus ein Gesamtkunstwerk des Jugendstils, die prachtvolle Güldenkammer. Höhepunkt des Tages ist der Besuch im Paula Modersohn-Becker Museum in der Böttcherstraße. Das von Bernhard Hoetger entworfene expressionistische Gebäude war das erste Museum weltweit, das einer Künstlerin gewidmet wurde. Zum Jubiläumsjahr präsentiert es die große Sonderausstellung „Becoming Paula“, die anhand von bislang kaum gezeigten Werken, Dokumenten und Fotografien nachzeichnet, wie aus der jungen Paula Becker die bahnbrechende Malerin Paula Modersohn-Becker wurde. In der Kunsthalle befinden sich neben Schlüsselwerken der Worpsweder Künstlerkolonie auch Werke französischer Impressionisten und der Fauvisten, wie etwa solche von Cézanne oder Matisse. Sie zeigen, wie stark die Pariser Kunst Paula Modersohn-Beckers eigene Ausdrucksform prägte. Ein Spaziergang zum Bremer Dom und durch das Schnoor-Viertel mit anschließendem Abendessen rundet diesen Tag ab.

Samstag, 5. September 2026
Reverenz an Paula – Erinnerung und Vermächtnis
Zum Abschluss steht der Besuch im Museum am Modersohn-Haus auf dem Programm, in dem Paula und Otto Modersohn lebten. Hier, in vertrauter Umgebung, starb die junge Künstlerin nach der Geburt ihrer Tochter. Die Einrichtung des Hauses und die Sammlung des Ehepaares Kaufmann geben weitere Einblicke in die hohe Zeit der Worpsweder Künstlerinnen und Künstler. In der Zionskirche und auf dem angrenzenden Friedhof wird der Malerin gedacht. Zwischen Birken und stillen Wegen spürt man die Ruhe, die sie in ihrer Kunst suchte: Einfachheit, Wahrhaftigkeit und die Nähe zur Natur.
Anschließend Rückreise nach Bensberg (Ankunft ca. 18.45 Uhr) und Köln (Ankunft ca. 19.30 Uhr).

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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