Beginenhöfe in FlandernJorge Franganillo_CC-BY-SA-2_wikimedia commons
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Beginenhöfe und Godshuizen

Frauengeschichte(n) in Flandern und Brabant

Seit dem 13. Jahrhundert ist die Beginenbewegung als europäisches Phänomen fassbar. Die Bezeichnung „begina“ erscheint erstmals 1223 in einem Kölner Schreinsbuch. Das historische Beginentum ist mit dem Tod der letzten dieser „mulieres religiosae“, die keine Nonnen waren, Anfang des 21. Jahrhunderts erloschen. Doch neue Frauenprojekte, die gemeinsames Wohnen und soziales Handeln verbinden, knüpfen mancherorts ausdrücklich an die Tradition der Beginen an. In Belgien haben diese Frauen die eindrucksvollsten Spuren hinterlassen: Rund ein Dutzend der bedeutendsten Beginenhöfe Flanderns zählt heute zum UNESCO-Welterbe. An diesen Orten werden Frauengeschichten lebendig – Geschichten von Selbstbestimmung und Solidarität, von Spiritualität und Alltagsleben. Die architektonischen Oasen erhalten bis heute den Geist einzigartiger weiblicher Stadtgeschichte.

Ihr/e Reiseleiter/in

Dienstag, 21. April 2026
Von Sint-Truiden nach Löwen – Anfänge und Zeugnisse der Beginenbewegung
Fahrt mit dem Reisebus von Bensberg (7.30 Uhr) und Köln (8.15 Uhr) zunächst nach Sint-Truiden. Der dortige Sint-Agnesbegijnhof bewahrt in seiner Kirche wertvolle Wandmalereien, die 1860 wiederentdeckt wurden. Anschließend Weiterfahrt nach Löwen, wo in der Sint-Pieterskerk der Sakramentsaltar von Dirk Bouts zu den Höhepunkten flämischer Malerei zählt. Der heute von der Katholischen Universität Löwen genutzte große Beginenhof ist eines der besterhaltenen Ensembles seiner Art.

Mittwoch, 22. April 2026
Gent – Künstlerinnen, Beginen und gelebte Solidarität
Das Museum voor Schone Kunsten in Gent widmet sich in seiner Ausstellung „Künstlerinnen von Antwerpen bis Amsterdam 1600-1750“ Malerinnen, deren Werke erst langsam wiederentdeckt werden. Ein schlichtes gemeinsames Essen ist in „Het Restaurant Parnassus“ in der entwidmeten Franziskanerkirche reserviert, das als Sozialprojekt betrieben wird. Gent besitzt gleich drei ehemalige Beginenhöfe. Die architektonischen Spuren des Klein Begijnhof Ter Hoyen und des Begijnhof Sint-Elisabeth können bei einem Stadtspaziergang entdeckt werden. Zwischen Kanälen und Gassen zeigt sich die Stadt als faszinierende Verbindung aus Geschichte, Kunst und sozialem Engagement.

Donnerstag, 23. April 2026
Brügge – Vom Beginenhof zum Hospital der Barmherzigkeit
Brügge beherbergt mit dem malerischen Beginenhof „De Wijngaard“ wohl den berühmtesten seiner Art. Die Anlage am Minnewater wurde zwischen den Weltkriegen in ein Benediktinerinnenkloster umgewandelt und bewahrt bis heute die stille Atmosphäre vergangener Jahrhunderte. In der Stadt befinden sich auch zahlreiche „Godshuizen“, die als kleine Wohnsiedlungen für Bedürftige gestiftet wurden. Sie ähneln mit ihrem sozialen Anspruch, aber auch in der architektonischen Gestalt den Beginenhöfen. Im Sint-Jans-Hospital wird nicht nur die Geschichte meist weiblicher „Care-Arbeit“ dokumentiert. Das historische Krankenhaus birgt kostbare Werke von Hans Memling. Auch die Liebfrauenkirche, in der Maria von Burgund ihre letzte Ruhe fand, ist ein wahres Kunstmuseum.

Freitag, 24. April 2026
Mechelen und Dendermonde – Starke Frauen und stille Gärten
In Mechelen residierten einst zwei „starke Frauen“. Die Paläste der Margarethe von York, Witwe Karls des Kühnen, und ihrer Stiefenkelin Margarethe von Österreich, Statthalterin für Karl V., markieren eine Blütezeit der Stadt. Das Museum Hof van Busleyden bewahrt in seiner reichen Sammlung kostbare Beispiele von „Besloten hofjes“. Dabei handelt es sich um Reliquiengärtlein, die mit artifiziellen Blumen, geschnitzten Figürchen und Reliquienpartikeln zu einer Meditationslandschaft im Miniaturformat gestaltet sind. Unweit davon liegt der Wintergarten der Ursulinen von Onze-Lieve-Vrouw-Waver, ein Meisterwerk des Jugendstils mit gläserner Pracht. Am Nachmittag führt der Weg nach Dendermonde. Der dortige Sint-Alexiusbegijnhof, heute UNESCO-Welterbe, erlebte im Barock eine zweite Blütezeit.

Samstag, 25. April 2026
Gent und Kortrijk – Vom Lamm Gottes und der letzten Begine
Der in Belgien „Lamm Gottes“ genannte Altar des Jan van Eyck wird nach langwieriger Restaurierung erst 2027 wieder vollständig in der Sint-Baafskathedraal zu sehen sein. Doch die meisten Tafeln werden bereits in alter Schönheit präsentiert. Der dritte Genter Beginenhof befindet sich in Sint-Amandsberg. Er wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts im neugotischen Stil errichtet. Die Wohnbauten des Beginenhofes von Kortrijk stammen hingegen meist aus der Barockzeit. In Kortrijk starb 2013 die weltweit letzte Begine in der Tradition der mittelalterlichen Gemeinschaften. Am Abend Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Vorabendgottesdienstes in Gent.

Sonntag, 26. April 2026
Lier und Antwerpen – Beginen, Malerinnen und stille Höfe
Der aus Lier stammende Schriftsteller Felix Timmermans setzte mit seinem „Beginchen Symphorosa“ auch den Frauen des Lierer Beginenhofes ein literarisches Denkmal. Nach dem Besuch geht es weiter nach Antwerpen, wo nach einem kleinen Spaziergang im Stadtzentrum ein Besuch des Königlichen Museums der Schönen Künste lockt. Hier sind Meisterwerke flämischer Malerei von Rubens bis Ensor zu sehen. Der Tag klingt aus im friedlich hinter Mauern gelegenen Beginenhof von Antwerpen.

Montag, 27. April 2026
Diest und Tongern – Vom Beginenhof zur Stadt im Kleinen
Auf der Rückreise werden noch zwei weitere Beginenhöfe besucht. Besonders schön ist das Torhaus von 1671 in Diest. Die dort angebrachte Inschrift aus dem Hohelied spricht die Begine als Braut Christi direkt an. Der der hl. Katharina von Alexandrien geweihte Beginenhof von Tongern soll zu Beginn des 18. Jahrhunderts etwa 300 frommen Frauen eine Wohnstatt geboten haben. Anschließend Rückfahrt nach Köln (Ankunft ca. 18.45 Uhr) und Bensberg (Ankunft ca. 19.30 Uhr).

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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