Karfreitag – Heilende Liebe!

In der Karfreitagsliturgie ist das Schauen auf das Kreuz zur Verehrung geworden: Das Kreuz wird als Zeichen des Heils und der Erlösung über die Gemeinde erhoben und uns zum ehrfürchtigen Gruß hingehalten. Es ist wie ein österliches Wetterleuchten, eines Ahnens des Unfassbaren, wenn wir in diesem Holz des Todes den Baum des Lebens erkennen und preisen.

Überall auf der Welt ist das Kreuz präsent in millionenfachem Leid – in eigenem Leid, in der Not unserer Lieben, in Krankheit, Behinderung und Einsamkeit, in Ungerechtigkeit, Ausbeutung und Verfolgung, in Katastrophen, Hunger und Kriegen.

Wer dem Kreuz so begegnet wie die Vorübergehenden von damals, mag in Jesu ausgebreiteten Armen nur eine Geste verzweifelter Ohnmacht sehen. Wer jedoch vom Glauben getragen ist, wird darin den Ausdruck von Jesu Liebe, Vergebung und Versöhnung erkennen und kann das eigene Leiden in diese Umarmung hineingeben.

Der Prophet Sacharja schreibt vorausverkündigend: „Doch über das Haus David und über die Einwohner Jerusalems werde ich einen Geist des Mitleids und des flehentlichen Bittens ausgießen. Und sie werden auf mich blicken, auf ihn, den sie durchbohrt haben. […] An jenem Tag wird für das Haus David und für die Einwohner Jerusalems eine Quelle entspringen gegen Sünde und Unreinheit“ (Sach12,10; 13,1).

Und Papst Franziskus kommentiert den Propheten des alten Bundes in seiner Herzensenzyklika: „Ein durchbohrter Mensch, eine offene Quelle, ein Geist der Gnade und des Gebets. Die ersten Christen sahen diese Verheißung klar in der offenen Seite Christi erfüllt, der Quelle, aus der das neue Leben hervorströmt“ (Dilexit nos, 96).

Das durchbohrte Herz Jesu zeigt uns das Ausmaß der Liebe Gottes für die Menschheit. Dieser Moment erinnert uns daran, dass Gottes Liebe nicht nur in Worten, sondern auch in Taten sichtbar wird – bis hin zur Hingabe seines eigenen Lebens.

Das durchbohrte Herz Christi spricht von der Verletzlichkeit und den tiefsten Wunden, die jeder Mensch im Leben erfahren kann, und erinnert uns daran, dass diese Wunden durch die göttliche Liebe geheilt werden können

In der Kreuzespassion des Herrn finden wir so die Antwort auf unser eigenes Leid und unsere eigenen Fragen über Schmerz und Verlust.

Der Karfreitag ist der Tag der „heilenden Liebe Gottes“.

Foto: Matthias Grießhammer auf Pixabay

Pfr. Markus Polders | Kaplan der Werke des Malteserordens in Deutschland