Was ich mir wünsche | 3. Advent
Das Wünschen nicht zu verlernen
Seit über dreißig Jahren stehe ich mit alten Schulfreunden im Fanblock von Bayer Leverkusen. In all der Zeit mit ihren Höhen und (wahrhaft zahlreichen) Tiefen hatten wir komplett internalisiert, dass „wir“ niemals Deutscher Meister werden. Okay, der Wunsch war zwar immer da, aber völlig unrealistisch. Bis es dann plötzlich doch passiert ist.
In der Theologie gibt es eine spannende Frage: Wozu beten – bringt das was? Vielleicht ist das „Wozu“ gar nicht wichtig, sondern eher, DASS wir es überhaupt tun, weil wir auf diese Weise Ängste und Hoffnungen miteinander teilen. Und dass wir uns auf diese Weise die Sehnsucht der anderen zu eigen machen – das nennen wir Solidarität.
Mit dem Wünschen ist es genauso. Ich wünsche uns Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit. An manchen Tagen erscheinen solche Wünsche absolut naiv. Und ich ertappe mich dabei, wie ich mir das Wünschen abgewöhne. Aber das wäre fatal. Wer wünschen kann, hält den Horizont offen und lässt einen Stuhl frei für die reine Möglichkeit, dass sich die Welt zum Besseren wandelt. Darum ist mein größter Wunsch, das Wünschen nicht zu verlernen. Oder, wie Die Toten Hosen schon vor dreißig Jahren sangen: „Es kommt die Zeit, oho, in der das Wünschen wieder hilft.“
Es klingt unrealistisch. Aber es kann passieren.
Was ich mir wünsche | Unsere Reihe im Advent
Die Adventszeit ist eine Zeit der Vorfreude und des Nachdenkens. Wir bereiten uns auf das Weihnachtsfest vor und reflektieren über das vergangene Jahr. Wünsche spielen dabei eine wichtige Rolle – sie spiegeln unsere Träume, Hoffnungen und das, was uns wirklich wichtig ist. In dieser Zeit des Gebens und Empfangens ist es besonders passend, über unsere Wünsche nachzudenken und sie mit anderen zu teilen. Es ist eine Gelegenheit, innezuhalten und sich darüber klar zu werden, was wir uns wirklich wünschen, sowohl für uns selbst als auch für die Menschen, die uns nahestehen.
Wir haben Menschen, die mit der Akademie verbunden sind, nach ihren Wünschen gefragt. Daraus sind vier besondere Beiträge entstanden, die wir an den Adventssonntagen veröffentlichen werden.
15. Dezember 2024 || ein Wunsch von Christian Linker, freier Autor
geboren 1975, studierte in Bonn Theologie und machte Jugendpolitik, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Seine Romane, die sich schon immer mit brisanten Themen auseinandergesetzt haben, wurden vielfach ausgezeichnet.