Der Herbst ist da!

In trauter Verborgenheit

Ade, ihr Sommertage,
Wie seid ihr so schnell enteilt,
Gar mancherlei Lust und Plage
Habt ihr uns zugeteilt.

Wohl war es ein Entzücken,
Zu wandeln im Sonnenschein,
Nur die verflixten Mücken
Mischten sich immer darein.

Und wenn wir auf Waldeswegen
Dem Sange der Vögel gelauscht,
Dann kam natürlich ein Regen
Auf uns herniedergerauscht.

Die lustigen Sänger haben
Nach Süden sich aufgemacht,
Bei Tage krächzen die Raben,
Die Käuze schreien bei Nacht.

Was ist das für Gesause!
Es stürmt bereits und schneit.
Da bleiben wir zwei zu Hause
In trauter Verborgenheit.

Kein Wetter kann uns verdrießen.
Mein Liebchen, ich und du,
Wir halten uns warm und schließen
Hübsch feste die Türen zu.

Wilhelm Busch

Der Herbst ist da!

Der Schalk saß ihm im Nacken, dem Wilhelm Busch. Ein Dichter und Zeichner mit feinstem Humor und immer wieder – mal versteckt, mal ganz unverhohlen – sozialkritisch und zuweilen gar bissig.

Mit diesem Gedicht zum Herbst wechselt er gleich zweimal die Richtung und hält den Lesenden so ordentlich auf Trab. Zunächst also scheint es traurig zu sein, dass der Sommer geht. Man mag sich bei der Lektüre selbst erinnern an laue Sommerabende, an Wasserspiele und Sonnenbäder. Und jetzt, wo die Heizung wieder anspringt, wird einem der Abschied – auch wenn er nicht von Dauer ist – nicht leicht gemacht. Und so rechnet Wilhelm Busch wohl auch. Wieviel Spaß macht es ihm womöglich, dann also besagte Richtung zu wechseln und die romantisierenden Gedanken aus der Luft wieder auf den Boden zu holen. Denn: Was haben all die Mücken gestört! Und das Jucken der Stiche, das schrille Sausen im Ohr. Und der Regen! Im Herbst gehört er wohl dazu, aber im Sommer kommt er eher ungelegen. Und nun kommt der Herbst. Unangenehm ist er. Aber so schlecht ist das doch nicht. Zeit für Busch, noch einmal die Stimmung zu ändern. Die Käuze schreien, es stürmt, es schneit. Doch das macht nichts. Umso gemütlicher ist es, zu Hause zu bleiben und es sich dort warm und gemütlich zu machen.

Mit der Vorfreude auf bunte Blätter und frische Winde wünschen wir Ihnen viele gemütliche Stunden. Der Herbst sei willkommen!

Herbst: Stefan Schweihofer via pixabay

22. September 2024 || ein Beitrag von Akademiereferentin Judith Graefe