Wage es, weise zu sein!
Mutiges Denken bei Sokrates und Immanuel Kant
„Wage es, weise zu sein“, ist keineswegs eine einfache Aufforderung. Ein eigenes Fragen setzt Mut voraus, über die herkömmlichen Antworten hinaus ins Offene hinein wissen zu wollen. Mehr noch wird das Weiterfragen im Gespräch zum Wagnis des Selberdenkens.
Obwohl Sokrates und Kant zeitlich in so unterschiedlichen Epochen und Kulturen lebten, gibt es bei verschiedenen Punkten eine nahezu unerhörte sachliche Nähe. Beispielsweise betonen beide Philosophen im Interesse eines sittlich-integren und moralischen Handelns den Vorrang der Praxis. Ferner konnte es im krisengeschüttelten Athen zu Sokrates‘ Zeit wie im von politischen Unruhen und Kriegen heimgesuchten Jahrhundert Kants einen Neuanfang nur durch kritische Befragung und kritische Reflexion der Mitbürger geben – eben „Aufklärung“ in einem denkbar weiten Sinn, sodass wir unsere eigene Praxis erhellen und besser zu leben verstehen. Und schließlich vertrauen sie dem Logos und der Vernunft, gemeinsam zu Einsichten zu kommen, die unser Leben zu orientieren vermögen – ohne vermessen zu werden: Eingedenk der Grenzen seines Wissens gelangt Sokrates im vollen Bewusstsein seines Nichtwissens zu einer „menschlichen Weisheit“ wie Kant seinerseits die höchste Sinnbestimmung der Philosophie nach ihrem Weltbegriff in einer grenzbewussten „Weisheitslehre“ sah.
Alle diese Momente sollen systematisch in das Philosophieren von Sokrates und Kant eingeordnet werden. Zugleich werden sie ihrerseits kritisch auch auf mögliche Unterschiede und epochenübergreifende Einseitigkeiten hin befragt und bedacht.
Kurzum: Das Seminar will zu kritischen Fragen und zum Nachdenken anstiften und Mut und Weisheit auf den Weg bringen! Herzliche Einladung nach Bensberg!
Ihr/e Referent/in
Ihre Tagungsleitung
Samstag, 19. Oktober 2024
14.00 Uhr
„Das unerforschte Leben ist nicht lebenswert für den Menschen“
Mut und Demut im Wagnis und der Weisheit des Fragens und Nichtwissens. Sokrates‘ Leben und Wirken in seiner Zeit, Formen des Wissens, und seine „Hebammenkunst“
15.30 Uhr
Kaffee- und Teepause
15.45 Uhr
Kants Grundriss der Vernunft und seine höchste Sinnbestimmung der Philosophie
Grundfragen und Grundzüge von Kants kritischem Philosophie-Programm. Kants Autonomieverständnis, sein Zweckdenken und die „Idee zu einer allgemeinen Geschichte der Menschheit“
18.00 Uhr
Abendessen
19.00 Uhr
Sokrates‘ „menschliche Weisheit“ und Kants „Weisheitslehre“
Über die Weisheit des Guten: Platonische Dialogausschnitte, Anwendungen „sokratischer Gespräche“ und Kants „Experiment der Freiheit“ in Spielszenen und Filmausschnitten
21.15 Uhr
Ende des Veranstaltungstages
Sonntag, 20. Oktober 2024
ab 7.00 Uhr
Frühstück für Übernachtungsgäste
8.00 Uhr
Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes in der Edith-Stein-Kapelle
9.30 Uhr
„Erkenne dich selbst!“ - Sokrates‘ und Kants Größe und Grenze
Intellektualismus und Vernunftgläubigkeit. Zum geschichtlichen Zusammenhang von antiker und moderner Dialektik der Aufklärung
11.00 Uhr
Kaffee- und Teepause
11.30 Uhr
Mit Sokrates, Kant und Hannah Arendt: Weisheit heute
Ökologischer Grenzen eingedenk: Sich-wieder-etwas-sagen-lassen-können. Mit Hannah Arendts Weiterführung von Sokrates und Kant auf der Suche nach politischem Gemeinsinn
13.00 Uhr
Mittagessen
14.00 Uhr
Ende der Veranstaltung
Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.