Hossam el-Hamalawy, Flickr (CC BY 2.0),

Kurzer Frühling, langer Winter?

Der „Arabische Frühling“ und seine Folgen

Im Dezember 2010 verbrannte sich der tunesische Gemüsehändler Mohamed Bouazizi vor einem öffentlichen Gebäude aus Protest gegen wiederholte Schikanen und Misshandlungen durch Verwaltung und Polizei. Seine Verzweiflungstat löste Demonstrationen und Aufstände in zahlreichen Ländern der arabischen Welt aus. Diese Welle von Protesten, die sich gegen autokratische Regime und Strukturen richteten, wurde weltweit als „Arabischer Frühling“ oder „Arabellion“ bekannt. Mit den Protesten verbanden sich Hoffnungen auf eine Demokratisierung der Region. Tatsächlich mussten einige langjährige Herrscherfiguren abdanken. In anderen Ländern konnten sich die Regime halten, indem sie den Aufständischen punktuelle Zugeständnisse machten. In Libyen und Syrien wiederum entbrannten gewaltsame Konflikte, die bis heute andauern. So kehrte schon bald nach Beginn der Ereignisse Ernüchterung ein. Viele Beobachter erklärten die Arabischen Revolutionen für gescheitert. Auf den kurzen Frühling sei ein langer Winter gefolgt, der bis heute andauere.

Diese komplexen Entwicklungen der letzten zehn Jahre untersucht die Akademietagung. Im Zentrum steht dabei die Frage nach den politischen und gesellschaftlichen Folgen des „Arabischen Frühlings“ für die Region und die Welt.

Bitte beachten Sie, dass eine Anmeldung zu dieser Veranstaltung nur bis 12.00 Uhr am Veranstaltungstag möglich ist. Sollten Sie kurzfristig noch Interesse haben, an der Veranstaltung teilzunehmen, rufen Sie uns an unter 02204 / 408 472. Vielen Dank.
Sie erreichen uns: Freitags bis 13.00 Uhr.

Freitag, 26. Februar 2021

18.30 Uhr
10 Jahre Arabellion: Zwischen Aufbruch und Ernüchterung.
Eine Bilanz

2011 begann in Teilen der arabischen Welt jener Aufstand, der Veränderungen in politisch und religiös einseitig dominierte Ländern bringen sollte. Vieles ist aufgebrochen, hat sich verändert. Vieles ist wieder in sich zusammen gefallen und beim Alten geblieben. Vieles ist ausgebrochen – und bis heute nicht befriedet, denn mit der Arabellion geht auch der 10. Jahrestag des Beginns des syrischen Bürgerkriegs einher. In die dramatischen Umbrüche des Nahen Ostens fiel außerdem ein neues Kapitel amerikanischer Außenpolitik unter der Regierung von Donald Trump. In der Bilanz zur Arabellion muss auch gefragt werden, was vier Jahre Trump-Administration in der Region ausgelöst haben. Diesen Fragen geht der Vortrag nach und zieht so eine Bilanz zwischen Aufbruch und Ernüchterung.

Matthias Kopp, Pressesprecher, Leiter der Pressestelle/Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn

21.00 Uhr
Ende des Veranstaltungstages

Samstag, 27. Februar 2021

10.30 Uhr
Verpasste Chance? Islam und Islambilder nach dem Arabischen Frühling
Spätestens seit dem 11. September 2001 gibt es im sogenannten Westen ein weitverbreitetes Misstrauen gegenüber der islamischen Welt, die vielen als grundsätzlich gewaltbereit und demokratieunfähig gilt. In der islamischen Welt wiederum trifft man auf ein starkes Misstrauen gegenüber dem Westen. Viele Menschen glauben, Amerikaner und Europäer hätten sich gegen „den Islam“ verschworen. Vor zehn Jahren bot der Arabische Frühling eine historische Gelegenheit, diese Konstellation gegenseitigen Misstrauens zu überwinden. Die Ereignisse zeigten deutlich, dass auch gläubige Muslime für vermeintlich westliche Werte wie Demokratie und Meinungsfreiheit eintreten können. Was ist aus dieser Chance geworden? Der Vortrag geht der Frage nach, wie sich der Islam und die Bilder, die sich der Westen vom Islam macht, im Zuge des Arabischen Frühlings gewandelt haben.

Stefan Weidner, Islamwissenschaftler, Schriftsteller und Übersetzer, Köln

12.30 Uhr
Mittagspause

14.30 Uhr
Eine historische Überraschung, aber keine Lektion?
Der Arabische Frühling gilt als Zäsur für die Beziehungen der EU zu ihren „südlichen Nachbarn“. Aber was haben die Ereignisse von 2011 wirklich verändert? Der Vortrag stellt die Reaktionen der EU auf den Arabischen Frühling dar und geht dabei der Frage nach, ob die EU ihre „Europäische Nachbarschaftspolitik“ im Mittelmeerraum einem erfolgreichen Lernprozess unterzogen hat. Unterschiedliche Wahrnehmungs- und Handlungsmuster haben diesen Prozess geprägt, der schließlich dazu geführt hat, dass staatszentrierte sicherheitspolitische Erwägungen (wieder) zum Kern des Politikansatzes geworden sind.

Julia Simon, Politikwissenschaftlerin, Helmut-Schmidt-Univer-sität/Universität der Bundeswehr Hamburg

16.30 Uhr
Ende der Online-Akademietagung

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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