Zu Besuch bei… Anne-Katrin Kleinschmidt, Akademiereferentin Erkundungen

Liebe Anne-Katrin, unsere Kolleginnen und Kollegen spielen Gitarre, Klavier, Flöte oder Orgel. Du spielst das Horn. Wie bist Du zu diesem Instrument gekommen und was fasziniert Dich daran?
Das Waldhorn hat mich durch seinen einzigartigen Klang immer schon fasziniert, vom Hören von Konzerten in Kindertagen über das gemeinsame Musizieren im Chor mit Sinfonieorchestern. Das Instrument selbst zu lernen und zu spielen war ein lang gehegter Wunsch, den ich durch einen Freund realisieren konnte, der das Sinfonische Blasorchester Wahnheide leitet. Von Beginn an habe ich mich wohlgefühlt mit dem Instrument; ich mag seinen warmen, in die Tiefe gehenden Klang, aber auch seine Flexibilität: Das Horn kann weich klingen und fast an ein Holzblasinstrument erinnern, daneben kann, je nach Spielweise, aber auch der klare, kraftvolle Klang des Bleches hervortreten.

Du spielst in einem Orchester? Gab es in den letzten Wochen die Möglichkeit, zusammen zu proben und zu spielen?
Derzeit spiele ich „fest“ im Sinfonischen Blasorchester Wahnheide wie auch im Poller Jugendblasorchester. Beides sind Laienorchester, die sich in Konzerten auf das klassische Repertoire für sinfonische Blasorchester konzentrieren. Daneben bin ich Mitglied im Kreisblasorchester Rhein-Erft, einem Projekt- und Auswahlorchester. Die Fülle an Kompositionen und Arrangements für diese klangvielfältige Orchesterform ist variantenreich und geht weit darüber hinaus, was die meisten wohl unter „Blasmusik“ verstehen.

Die wöchentlichen Proben entfallen derzeit natürlich und so reduziert es sich momentan auf das häusliche Üben und Spielen. Jedoch gab und gibt es Gelegenheiten für „musikalische Zusammentreffen“: So riefen vor einigen Wochen verschiedene Musikvereine wie auch das evangelischen Posaunenwerk zum gleichzeitigen Spielen der „Ode an die Freude“ auf, beispielsweise vom Balkon oder im eigenen Garten. Noten wurden zuvor digital verschickt und so entstand mancherorts ein weit verstreutes „Orchester“.

Mit einigen befreundeten Musikern entstand die Idee, in einer kleinen Besetzung und unter Beachtung der Vorsichtsmaßnahmen vor Einrichtungen wie Seniorenheimen oder Hospizen zu spielen – ebenso sich am Ostersonntag im Garten der Johanniskirche in Porz zusammenzutun und Osterchoräle zu spielen (ein Video davon gibt es hier). Dieser Ostermorgen war damit in dieser ungewöhnlich eingeschränkten Situation etwas ganz Besonderes für mich – auch ohne Gottesdienst. Als dann klarer wurde, dass die Proben auf weitere, unbestimmte Zeit ausfallen, haben sich große Teile des Orchesters dann kürzlich erstmalig in einer Video-Konferenz „getroffen“. Eine Probe ist so nicht möglich, aber es war schön, sich zumindest wiederzusehen.

Du hast mit einer kleinen Gruppe vor Altenheimen gespielt. Wie kam es zu der Idee?
Die Idee dazu hatte der neue Leiter des evangelischen Posaunenchores Köln-Porz, Roman Söntgerath. Unter dem Titel „Hoffnung und Zuversicht“ legte er den Grundstock für unser kleines Ensemble aus insgesamt drei verschiedenen Orchestern. Hoffnung und Zuversicht, das möchten wir Bewohnerinnen und Bewohnern z.B. von Seniorenheimen wie auch ihren Mitarbeitenden mit unserer Musik geben, ihnen eine kleine Zeit der Freude und der Gemeinschaft schenken.

Wie waren die Reaktionen?
Unsere Aktion war höchst willkommen und hat sichtlich Freude bereitet. Wir suchten dazu bewusst Choräle und Volkslieder aus. Sie sind der älteren Generation allermeist bekannt (aber lange Zeit nicht gehört), was die Senioren zur kleinen Tanzeinlage oder Demenzerkrankte zum Mitsingen brachte. Für Angehörige wurden Videos aufgenommen.

Habt Ihr noch weitere musikalische Aktionen geplant?
Wir beschränken uns auf Einrichtungen in Porz und Umgebung; bei manchen Einrichtungen waren wir auf Wunsch bereits zum zweiten Mal. Nächste Woche werden wir erneut im Garten des Johanniter-Stifts in Köln-Poll spielen. Mittlerweile werden wir aber auch angefragt, wenn es beispielsweise zum runden Geburtstag ein Ständchen geben soll. So haben wir in der vergangenen Woche gleich zwei 80-ste Geburtstage im Urbacher Hospiz vor dem Fenster „musikalisch bejubelt“. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir „Hoffnung und Zuversicht“ auch nach Corona-Zeiten noch weiter zu den Menschen tragen werden.

Bilder: privat

23. Mai 2020 || das Interview führte Anne Pesch, Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit