Die Wasserbüffel Immo und Keppel im Freudenthal

Immo und Keppel sind zwei sehr friedliche ruhige Gesellen – auch wenn sie mit ihrem massigen Körper Furcht einflößen könnten und ihre Hörner eher dazu angetan sind, lieber das Weite zu suchen als sich zu lange mit ihnen zu befassen. Immo und Keppel sind Wasserbüffel und versehen ihren Dienst wieder seit Anfang Mai. Welchen Dienst? Immo und Keppel sind rund um die Uhr tätig als Landschaftspfleger – 24 Stunden am Tag einschließlich ihrer Ruhezeiten, die sie selbst bestimmen. Das Duo arbeitet kontinuierlich von Mai bis meist November – und zwar im Freudenthal bei Immekeppel. Da lag es nahe, den beiden die eingängigen Namen zu geben, als sie vor acht Jahren ungefragt aus der Wahner Heide sülzaufwärts ins Freudenthal, besser ins Volbachtal, transportiert wurden. Der Tapetenwechsel behagte den beiden erst überhaupt nicht, sie verspürten überhaupt keine Lust, in den Viehanhänger einzusteigen und eine gute halbe Stunde hinter dem zuckelnden Trecker zu stehen. Als dann aber die Klappe aufging und die neue Heimat vor ihnen lag, ließen sich die beiden nicht lange bitten und nahmen das feuchte Gelände unter die Hufe – um nach einer guten halben Stunde wieder am Ausgangspunkt, natürlich hinter dem Zaun, gemächlich aufzutauchen, allerdings mit deutlichen Spuren am Körper: Die beiden hatten das getan, was von ihnen erwartet wurde – sie hatten im Morast gleich einmal ein kühlendes Bad genommen.

Was verschaffte dem Tal das seltsame ungewohnte Büffelduo?
Das Freudenthal, durch das einst Loren rollten, um das Erz aus den talaufwärts gelegenen Gruben zu holen, war schon lange nicht mehr landwirtschaftlich genutzt. Als Mähwiese taugte es aufgrund seiner Feuchtigkeit und der teilweise sehr tiefen Stellen nicht, weil jede Maschine irgendwann um unwegsamen Gebiet stecken geblieben wäre. So entwickelten sich Sträucher und Gehölze das ursprünglich offene Tal wuchs allmählich zu und drohte seinen Charakter als typisch bergisches Mittelgebirgsbachtal schleichend zu verlieren – und mit ihm die charakteristische Flora, die hier mit insbesondere auf nassere Standorte angewiesene Pflanzen vertreten ist. Botaniker, die Knabenkrautarten feststellten, die woanders schon nicht mehr zu finden waren, mahnten Maßnahmen an.
Der (Rheinisch)-Bergische Naturschutzverein (RBN) hatte eine Idee: Könnten nicht Vierbeiner, die sich gerade über Morast und Feuchtigkeit freuen, helfen? Wasserbüffel, eigentlich in Asien tätig, aber in Europa auch in Italien und Rumänien eingesetzt, könnten das ideale Mittel sein, den Bewuchs klein zu halten und durch ihr tägliches Bad Suhlen und Tümpel zu schaffen, in denen sich auch wieder Pflanzen ansiedeln könnten?
Eine von einer Stiftung finanzierte Machbarkeitsstudie bestätigte die Erwartungen: Wasserbüffel verhalten sich weitgehend wie normales rot- oder schwarz-buntes Weidevieh. Sie sind nur viel weniger anspruchsvoll und scheuen vor Unwegsamkeiten nicht zurück – im Gegenteil: Das gehört zu ihrem täglichen Wellness-Programm. Mit erneut Mitteln einer Stiftung erwarb der RBN die beiden Tiere, die seither in den Sommermonaten zum festen Bestandteil des Freudenthals gehören. Die Gehölze mitten im Gebiet haben sie im Laufe der Jahre schon ordentlich dezimiert, die Knabenkrautbestände haben sich erholt und sind stabiler geworden, und Spaziergänger gehen gern prüfend am Zaun vorbei und sind erstaunt über die Friedlichkeit der beiden.

Zu erreichen ist das Freudenthal ganz leicht.
Der beste Ausgangspunkt für eine Wanderung von einer guten Stunde ist der Parkplatz am Feuerwehrgerätehaus am Ortseingang von Immekeppel aus Richtung Untereschbach, mehr oder weniger im Schatten des Immekeppeler Doms.
Der Weg führt einige Meter zurück entlang der Straße nach Untereschbach, von der schon bald die Straße nach Löhe/Moitzfeld abbiegt. Ihr etwa 100 Meter folgen, dann geht rechts ein breiter nicht asphaltierter Weg jenseits des Volbachs ab, dem wir nun talaufwärts folgen. Der Bach liegt nun zur rechten Seite; links am Hang standen einmal Fichtenbestände, die in den letzten beiden Sommern so vom Borkenkäfer befallen worden waren, dass sie inzwischen komplett gefällt sind. Nach Auskunft des zuständigen Landesbetriebs Wald und Holz NRW hat die Fichte unter 400 Metern Höhe dauerhaft keine Chance mehr. Falls die Fichte, über Jahrzehnte der Brotbaum der Waldbesitzer, überhaupt als Baumart überleben kann, dann nur in den höheren Lagen von NRW, also in der Eifel und im Sauerland. Im Bergischen Land werden zukünftige Generationen die Fichte nur noch auf Fotos wahrnehmen können – bzw. die Douglasie, ein Nadelbaum, dessen Nadeln nicht stechen, als normal ansehen.

Zurück ins Freudenthal
Nach wenigen Minuten weitet sich das Tal, und das Areal, das Immo und Keppel hinter einem üblichen Weidezaun landschaftsgerecht pflegen, ist erreicht. Die beiden sind nicht unbedingt immer sofort zu erblicken – manchmal liegen sie im Morast oder grasen auf der anderen Seite des Tals, im Schatten von Erlen und Eschen. Wäre das Duo nicht so emsig tätig – das Tal würde „verbuschen“ und seinen offenen Charakter verlieren.
Zurück nach Immekeppel geht es entweder über den Weg, den Sie gekommen sind – oder Sie kehren auf der anderen Talseite zurück. Etwas oberhalb der Wasserbüffel-Weide führt ein kleiner Weg mit Brückchen über den Bach; in Höhe der Külheimer Mühle, malerisch gelegen, erreichen Sie die asphaltierte Straße, die von Immekeppel nach Juck und weiter Richtung Birkerhöhe/Moitzfeld führt. Sie biegen rechts ab und folgen der wenig befahrenen Straße talabwärts; sehr schnell nach einem Erlenbruch ist wieder die Büffelwiese erreicht, weiter geht es leicht abwärts an ehemaligen Fischteichen vorbei, in deren feuchtem Untergrund jedes Frühjahr Froschlaich zu finden ist.
Schon bald sind die ersten Häuser von Immekeppel erreicht, nur noch wenige Schritte sind es bis zum Ausgangspunkt, dem Feuerwehrgerätehaus.

Bilder: Mark vom Hofe und Claudia Milz (vielen Dank)

10. Juni 2020 || ein Beitrag von Mark vom Hofe, Vorsitzender Berg. Naturschutzverein