Geschaffen für die Bühne. GoetheAkademie im September mit der Thomas-Morus-Akademie
© J.L. Zimmermann, CC BY 2.0

Geschaffen für die Bühne

Goethes Faust für Theateraugen

Dramentexte sind wie Partituren. Man muss sie aufführen, um sie richtig wahrzunehmen. Das gilt in besonderem Maße für Goethes Faust. Denn dieses Stück nutzt eine einzigartige Vielfalt von Theaterformen und hat gerade im Nebeneinander ganz verschiedener Anschauungsformen seine eigentümliche Botschaft.
Das Faust-Drama lässt sich deshalb nicht vom Lese-, sondern nur vom Theatersessel aus angemessen verstehen. Das Bühnengeschehen ist allerdings viel weniger festgelegt als der Text. Die Aufführung ist eine Interpretation, Faust in vollständiger Gestalt damit immer ein Gemeinschaftswerk von Autor, Regisseur und Schauspielern.
Wir werden das an drei besonders engagierten Inszenierungen verfolgen: an Gustaf Gründgens‘ Hamburger, Dieter Dorns Münchner und Peter Steins Expo-Inszenierung. Sie zeigen uns nicht nur großartige Bühnenleistungen, sondern lassen den Text mit je ganz anderen Augen lesen.
Diese Goethe Akademie bietet auch Gelegenheit, dem Leben und Wirken der kunstsinnigen Herzogin Anna Amalia nachzuspüren. Wenngleich ihre Beziehung zum ‚Dichterfürsten‘ nicht spannungsfrei war, kommt Goethes Trauerrede zum Tode der Herzogin einem Gründungsdokument der Weimarer Klassik gleich.

 

Ihr/e Reiseleiter/in

Donnerstag, 23. September 2021
Individuelle Anreise zum Hotel Dorint Am Goethepark Weimar****.

15.30 Uhr
Willkommen zur Goethe Akademie!
Begegnungen und Gespräche bei Kaffee, Tee und Gebäck

  • Prof. Dr. Stefan Matuschek, Inhaber des Lehrstuhls für „Neuere deutsche Literatur, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft“, Friedrich-Schiller-Universität Jena und Präsident der Goethe-Gesellschaft in Weimar e.V.
  • Dr. Matthias Lehnert, Referent der Thomas-Morus-Akademie Bensberg

16.30 Uhr | Vortrag und Gespräch im Hotel
Kein Lesedrama
Wie sehr das Faust-Drama für das Theaterpublikum gemacht ist, zeigt der berühmte Schlussmonolog der Titelfigur. Wer nicht sieht, in welcher Situation der Text gesprochen wird, verkennt dessen bittere Ironie. Das Spektakuläre dieses Werks ist nicht nur der Text, sondern gleichermaßen das Schauspiel und die Beziehung, in dem es zum Text steht: als sinnliche Realisierung, als Steigerung, Überbietung sowie als Ironisierung und Widerruf.

  • Prof. Dr. Stefan Matuschek, Jena

18.30 Uhr | Abendessen im Hotelrestaurant

20.00 Uhr | Filmvorführung im Hotel
„Von Zeit zu Zeit seh‘ ich den Alten gern“
Die Verfilmung der Inszenierung von Goethes Faust I von Gustaf Gründgens

Freitag, 24. September 2021

Frühstück

9.15 Uhr | Vortrag und Gespräch im Hotel
Eine Enzyklopädie des Theaters
Wie kein zweites Werk erscheint das Faust-Drama als ein weites Spektrum an Theaterformen. Von der Attischen Tragödie über das christliche Mysterienspiel und die Posse bis zur romantischen Oper vereint dieses eine Theaterstück die verschiedensten Muster der europäischen Theatertraditionen. Es gibt damit ein bis heute einmaliges Beispiel, wie man die verschiedenen Theaterformen nutzt, um ein möglichst breites Panorama des Menschlichen zu schaffen.

  • Prof. Dr. Stefan Matuschek, Jena

11.00 Uhr - Spaziergang zum Wittumspalais

11.45 Uhr | Besuch und Führung
„Erhabenes verehrend, Schönes genießend, Gutes wirkend“
Besuch im Wittumspalais
Das barocke Stadtpalais im Zentrum Weimars war der langjährige Witwensitz von Herzogin Anna Amalia. Zu ihren Lebzeiten bildete es ein Zentrum des gesellschaftlichen Lebens in Weimar. Nicht zuletzt fanden hier die berühmten Abendgesellschaften der Herzogin statt. Ihr ehemaliges Wohnzimmer ist ein authentischer Spiegel der Wohnkultur um 1800.

Gelegenheit zur Mittagspause

14.00 Uhr | Besuch und Präsentation
Medienmythos Faust
Besichtigung der Faustsammlung in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Mit über 21.000 Exponaten ist die Faustsammlung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek die größte Spezialsammlung ihrer Art. Sie dokumentiert die Geschichte des Faust-Stoffs vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Den Kern der Sammlung bildet dabei natürlich die Faust-Dichtung Goethes.

  • Prof. Dr. Stefan Höppner, Wissenschaftlicher Projektleiter „Goethe digital“, Klassik Stiftung Weimar

16.30 Uhr | Vortrag und Gespräch
Goethe in Gesellschaft
Besuch der Goethe-Gesellschaft im Residenzschloss Weimar
Nach dem Tod des letzten Goethe-Enkels wurde auf Anregung der Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar-Eisenach 1885 die Goethe-Gesellschaft gegründet. Sie ist heute die größte literarische Gesellschaft Deutschlands mit 2 500 Mitgliedern in 40 Ländern und kann auf eine beeindruckende Geschichte zurückblicken.

  • Prof. Dr. Jochen Golz, Vizepräsident der Goethe-Gesellschaft in Weimar e. V.

18.30 Uhr | Abendessen im Hotelrestaurant

20.00 Uhr | Filmvorführung und Gespräch
„Was glänzt, ist für den Augenblick geboren“
Die Faust-Inszenierungen von Dieter Dorn (1988) und Peter Stein (2000) im Vergleich mit der Gründgens-Inszenierung (1960)

Samstag, 25. September 2021

Frühstück

9.30 Uhr | Spaziergang zum Stadtschloss

10.00 Uhr | Besuch der Dichterzimmer
Dichterwelten
Die wiedereröffneten Dichterzimmer im Stadtschloss
Die für die Dichter Wieland, Herder, Schiller und Goethe eingerichteten Memorialräume im Weimarer Schloss stellen ein Gesamtkunstwerk dar. Im Rahmen einer Führung erleben Sie drei der vier Dichterzimmer nach ihrer Restaurierung wieder in authentischer Gestaltung.

11.30 Uhr | Außenführung
„Erhabenes verehrend, Schönes genießend, Gutes wirkend“
Auf den Spuren Anna Amalias in Weimar
Als Siebzehnjährige kommt die Braunschweiger Prinzessin Anna Amalia in die kleine Hauptstadt des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach, die sie zu einem einzigartigen geistigen und kulturellen Zentrum entwickelt. Ein halbes Jahrhundert prägt sie das kulturelle Leben der kleinstaatlichen Residenz. Noch heute kann man an vielen Orten Weimars Spuren ihres Lebens und Wirkens begegnen.

13.00 Uhr | Gelegenheit zur Mittagspause

14.45 Uhr | Vortrag und Gespräch
Faszination Mephisto
Goethes Mephisto erscheint als scharfsinniger wie zynischer Intellektueller, doch auch in schmieriger Lüsternheit. In eigenartiger Balance steht er zugleich innerhalb und außerhalb des Geschehens. Mephisto ist auch eine der faszinierendsten Modernisierungen einer alten Aberglaubensfigur. Regisseure und Schauspieler haben dies mit größtem Engagement und auch in größter Verschiedenartigkeit vor Augen geführt.

  • Prof. Dr. Stefan Matuschek, Jena

17.15 Uhr | Gang zum Theater im Gewölbe

18.00 Uhr | Theaterbesuch
Besuch vom Teufel – Goethes letzte Tage
Der greise Goethe wird liebevoll umsorgt von seiner Schwiegertochter Ottilie. Da erscheint ein geheimnisvoller Besucher: Mephisto. Goethes ureigene Schöpfung verführt ihn, die Bilanz seines Lebens zu ziehen. Es beginnt ein Ringen um Leben und Tod …

20.15 Uhr | Abendessen im Hotelrestaurant

Sonntag, 26. September 2021

Frühstück

9.00 Uhr | Gelegenheit zum Besuch eines katholischen Gottesdienstes

10.00 Uhr | Vortrag und Gespräch
Inszenieren = Interpretieren
Der zu sprechende Text liegt fest. Die Bühnenanweisungen des Autors sind dagegen viel schwächer und lassen der Regie einen weiten Auslegungsspielraum, den manche Regisseure kraftvoll nutzen. Inszenierungen sind Interpretationen, in denen sich auch zeittypische Moden und Gewohnheiten ausdrücken. Drei besonders engagierte Aufführungen von Gründgens, Dorn und Stein machen das offensichtlich. Das eigene Textverständnis wird neu belebt, wenn man sich eine szenische Realisierung vorstellt.

  • Prof. Dr. Stefan Matuschek, Jena

12.15 Uhr | Mittagsimbiss im Hotelrestaurant und Verabschiedung

Änderungen im Programmverlauf und in der Organisation bleiben vorbehalten.

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