Der Herbst beginnt. Ein Beitrag über die Zeit in unserem Blog.

Die wunderbare Zeitvermehrung

Und er sah eine große Menge Volkes,
die Menschen taten ihm leid, und er redete
zu ihnen von der unwiderstehlichen Liebe Gottes.

Als es dann Abend wurde, sagten seine Jünger:
Herr, schicke diese Leute fort,
es ist schon spät, sie haben keine Zeit.

Gebt ihnen doch davon, so sagte er,
gebt ihnen doch von eurer Zeit!

Wir haben selber keine, fanden sie,
und was wir haben, dieses wenige,
wie soll das reichen für so viele?

Doch war da einer unter ihnen, der hatte wohl
noch fünf Termine frei, mehr nicht, zur Not,
dazu zwei Viertelstunden.

Und Jesus nahm, mit einem Lächeln,
die fünf Termine, die sie hatten,
die beiden Viertelstunden in die Hand.
Er blickte auf zum Himmel, sprach
das Dankgebet und Lob,

dann ließ er austeilen die kostbare Zeit
durch seine Jünger an die vielen Menschen.

Und siehe da: Es reichte nun das wenige für alle.
Am Ende füllten sie sogar zwölf Tage voll
mit dem, was übrig war an Zeit,
das war nicht wenig.

Es wird berichtet, daß sie staunten.
Denn möglich ist, das sahen sie,
Unmögliches bei ihm.

Lothar Zenetti

Zusage Gottes

Der Sommer geht zu Ende, in den nächsten Wochen beginnt kalendarisch der Herbst, die Tage werden merklich kürzer.

Gerade eben noch waren Ferien, eine wunderbare Zeit des Zeit Habens: Draußen sein, Bücher lesen, mit Nachbarn reden, Essen gehen, Freundinnen einladen, wandern, Muße finden, meditieren, Rad fahren, ausschlafen, Museen besuchen, reisen, malen, schreiben, singen, erzählen, zuhören ….

Jetzt ist der Kalender wieder voll mit Terminen, Aufgaben und Verpflichtungen. „Ich habe keine Zeit “ hören wir uns und andere oft sagen. Keine Zeit für was? Und wo ist die Zeit dann, wenn wir sie nicht haben? In einem Text von Lothar Zenetti, der Formulierungen der wunderbaren Vermehrung von Brot und Fisch aufnimmt (Mt, 14,13-21), gibt uns Jesus, was wir meinen nicht zu haben. Er behebt den Mangel, er dankt und lobt und die Menschen staunen; Gott ist die Fülle, möglich ist, das Unmögliche bei ihm.

12. September 2021 || ein Beitrag von Karin Dierkes, Akademiereferentin für Theologie und Philosophie

Dierkes Karin - Referentin für Theologie und Philosophie