70 Jahre Königin der Briten-Mehr in unserem Blog

Thronjubiläum: 70 Jahre Königin der Briten

Es gibt Menschen, die begleiten einen ein Leben lang. Ich war noch nicht auf der Welt, da war Helmut Kohl bereits Bundeskanzler – dies sollte sich bis zu meinem 15. Lebensjahr auch nicht ändern. Papst Johannes Paul II. – 22 Jahre lang der einzige Papst, den ich kannte. Ein Leben ohne Queen Elizabeth II. – schwer vorstellbar!

Vergangenen Sonntag, am 6. Februar 2022, beging sie ihr Platin-Jubiläum. Sie, die eigentlich nie für diese Rolle vorgesehen war, hält also nun bereits seit 70 Jahren im wahrsten Sinne des Wortes die Monarchie zusammen. Ein Job, um den ich sie in den letzten Jahren mehr als einmal nicht beneidet habe: Rosenkriege, umstrittene Schwiegertöchter, der „Megxit“, schwerwiegende Vorwürfe gegen den zweitältesten Sohn und dann auch noch der Tod des eigenen Ehemannes nach 73 Ehejahren. Manch einer wäre schon froh, überhaupt das entsprechende Alter zu erreichen, aber 70 Jahre im Dienste der Krone? Auch wenn es sich dabei vielmehr um ein angeborenes Privileg denn eine legitime Herrschaft handelt und man diesem paradoxen Konstrukt durchaus kritisch gegenüberstehen darf, muss man Elizabeth Alexandra Mary Windsor zumindest eine bewundernswerte Ausdauer attestieren.

Um diesen nie da gewesenen Jahrestag zu feiern, kündigte der Palast Anfang des Jahres diverse Events und Initiativen an, die in einem vier Tage langen verlängerten Wochenende vom 2. bis 5. Juni 2022 gipfeln sollen – Kostenpunkt: zehn bis 15 Millionen Pfund (etwa 17 Millionen Euro). Dazu gibt es offiziell einen zusätzlichen Feiertag für alle Britinnen und Briten. Ob letzterer dafür sorgt, dass das Volk, welches der Monarchie eigentlich schon seit Jahrzehnten immer wieder mal mehr mal weniger kritisch gegenübersteht, den royalen Pomp in diesem Jahr mitträgt? Immerhin befürworteten 2018 noch knapp 70% der Insulaner die Monarchie. Doch insbesondere bei jüngeren Altersgruppen bröckelt die Beliebtheit des Königshauses und das, obwohl die jüngere Generation der Royals in Form von Prinz William und seiner Catherine gleichzeitig auch die beliebtesten Familienmitglieder gleich hinter der Queen stellen. Es wird sicherlich eine heikle Übergangsphase geben, sollte die immerhin 95-jährige Regentin irgendwann einmal nicht mehr sein. Auch in einigen der immerhin noch 16 verbliebenen sogenannten Commonwealth Realms, in denen die Queen tatsächlich noch das offizielle Staatsoberhaupt ist, könnten dann neue Diskussionen entflammen, der Monarchie den Rücken zu kehren. Sicher ist nur: die Regentschaft von König Charles dürfte so oder so deutlich kürzer ausfallen, als die seiner Mutter. Hat sie doch ihr Versprechen, welches sie an ihrem 21. Geburtstag gab – „I declare before you all that my whole life whether it be long or short shall be devoted to your service and the service of our great imperial family to which we all belong“ (übersetzt: Ich erkläre vor Ihnen allen, dass ich mein ganzes Leben, sei es lang oder kurz, dem Dienst des Landes und der großen Familie des Empire, zu der wir alle angehören, widmen werde) – am vergangenen Sonntag erst erneuert und damit klar zu verstehen gegeben, dass sie nicht plant, vorzeitig abzudanken.

Bis dahin ist die Queen für ihr Volk daher vor allem eines: eine Institution und damit ein Zeichen von Kontinuität. Letzteres ist gerade in Krisenzeiten nicht zu unterschätzen.

So wundert es nicht, dass die diversen Skandale die Beliebtheit des Königshauses meist nur kurzzeitig trüben. Politisch hat sie – zumindest offiziell – keine Macht. Ihre konservativen Gedanken behält die Queen stets für sich. Trotzdem sind die wöchentlichen Treffen mit dem jeweils aktuellen Premierminister – von Winston Churchill bis Boris Johnson sind es immerhin 14 an der Zahl – legendär und längst hat die Monarchin andere Mittel und Wege gefunden, ihre Meinung im Zweifelsfalle nonverbal zu äußern. Beispiel gefällig? Bei der Parlamentseröffnung im Juni 2017, als sie die Absicht der britischen Regierung verkünden musste, den Brexit zu vollziehen, trug sie Kleid und Hut in den Farben der europäischen Flagge. Viele sahen darin ein klares Statement, mit dem sie sich eindeutig als Europäerin outete – subtiler geht‘s nicht.

Man darf gespannt sein, was sie zu den diversen Feierlichkeiten in diesem Sommer tragen wird und ob diese tatsächlich stattfinden können – zu wünschen wäre es ihr.

Bis dahin bleibt mir nur zu sagen: Congratulations, Your Majesty!

Thronjubiläum 70 Jahre Königin der Briten-Mehr im Blog der Akademie

Bildnachweis:

Cecil Beaton, Public domain, via Wikimedia Commons
Senedd Cymru / Welsh Parliament from Wales, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

8. Februar 2022 || ein Beitrag von Sandra Gilles, Teamleiterin Referat Ferienakademien

Sandra Gilles - Thomas-Morus-Akademie Bensberg