Mit Jil Tomaschko im Gespräch

Cycle & Soul | Ein Gespräch mit der Rennradfahrerin Jil Tomaschko

Liebe Jil, du bist seit vielen Jahren leidenschaftliche Rennradfahrerin und arbeitest in der Branche. Erzähle uns, wie du zu diesem Sport gefunden hast und was dich daran fasziniert.

Während meiner Studienzeit habe ich viel im Fitnessstudio trainiert und dort Spinning für mich entdeckt. Darüber kam auch der Reiz aufs Rennrad zu steigen, wobei mir der Einstieg in den Sport sehr aufwendig erschien. Welches ist das richtige Rad für mich? Welche Kleidung und welches Zubehör benötige ich? Welche Routen kann ich fahren und woher weiß ich, wo lang ich fahren muss? Mit wem kann ich fahren? Alles Fragen, die in meinem Kopf schwirrten, und nicht zuletzt hat mich die Höhe der Anfangsinvestition, um überhaupt zu starten, abgeschreckt. Als sich mein Freund nach ein paar Jahren Pause ein neues Rennrad zugelegt hat und von seinen Touren erzählte, mir Fotos zeigte und ich mitbekam, wie viele Personen aus unserem Umfeld auch Rennrad fahren, kam für mich der Moment, in dem ich wusste: Das will ich auch!

Gesagt, getan. Ich habe mich beraten lassen, mir ein solides Einsteigerrad und Kit zugelegt und los ging es. Auf meinen ersten Fahrten gemeinsam mit meinem Partner kamen mir 15 km noch unglaublich lang vor, 50 km eine Distanz, die unerreichbar schien. Ich war verwundert, dass meine Schultern mehr schmerzten als die Beine und ich musste mich beim Fahren unglaublich konzentrieren – auf die Klick-Pedale, mein Umfeld, meine Linie und Blickrichtung. Trotz den anfänglichen Unsicherheiten war ich sofort Feuer und Flamme für den Sport. Außerdem hat mich die Geschwindigkeit, mit der ich mich auf dem Rennrad fortbewegen kann, fasziniert. Ich habe schnell angefangen, auch alleine auf Tour zu gehen und mich immer weiter gesteigert, in Distanzen und Tempo. Heute ist mein inzwischen Carbon-Rad nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken. Zudem bin ich seit nun über einem Jahr als Brand Activation Manager für die Marke Argon 18 tätig. Für mich ist es die Freiheit und die vielen Möglichkeiten, die Rennradfahren bietet, die mich faszinieren. Dazu gehört der große Radius, in dem ich mich bewegen kann, unterschiedliche Trainingsintensitäten, die Zeit in der Natur mit den vielen unterschiedlichen Umgebungen, die Ruhe für mich alleine, um abzuschalten und offline zu sein, aber auch der soziale Aspekt von Gruppenausfahrten mit meinem Freundeskreis.

Rennradfahrer*innen stoßen oft an ihre Leistungsgrenzen, aber der Schmerz und die Anstrengung sind schnell vergessen, wenn man das Ziel erreicht hat. Wie motivierst du dich und andere durchzuhalten und weiterzumachen?

Bei Fahrten, bei denen ich an meine Grenzen stoße, motiviere ich mich tatsächlich, indem ich an das Gefühl nach der Fahrt denke. Denn zu 99% fühle ich mich nach einer Ausfahrt besser als davor. Egal, ob es 28 km oder 280 km sind – das Gefühl, sich bewegt und Zeit für sich zu haben oder mit Freunden ein gemeinsames Hobby ausgeübt zu haben und an der frischen Luft gewesen zu sein, ist immer ein gutes.

Für mich ist es viel einfacher in einer Gruppe durchzuhalten und über meine Grenzen zu gehen. Mir persönlich hilft dabei oft auch der eigene Druck mit einer Gruppe mithalten zu wollen, die ich als etwas stärker einstufe als mich selbst. Auch hier pusht mich der Gedanke, hinterher für mich zu wissen, dass ich es geschafft habe und mich steigere.

Auf längeren Distanzen zählt für mich weniger der Schnitt, sondern vielmehr das Erlebnis und die Eindrücke, die ich über die Strecke aufnehme. Ganz nach dem Motto, der Weg ist das Ziel. Meine längste Fahrt waren 280 km von Köln nach Den Haag. Die Strecke bin ich mit 3 Freunden gefahren. Eigentlich wollten wir eine Distanz, die länger als 200 km ist, fahren – als neues Ziel und Abenteuer. Nach ein paar Überlegungen haben wir Den Haag als Ziel definiert und uns einfach an die Strecke gewagt. Gesunde Zweifel und grobe Gedanken über einen Plan B gehören meiner Meinung nach dazu und sind wichtig, aber die Selbstsicherheit, dass man mit genug Verpflegung, Getränken und Willenskraft auch diese Herausforderung schafft, treibt mich an. Mir hilft es auch an genau diese Prozesse zu denken. An die Momente, in denen ich vor einer neuen Herausforderung an mir selbst gezweifelt habe und an das gute Gefühl, das ich hatte, als ich diese Herausforderungen gemeistert habe.

Wie viel Zeit verbringst du auf dem Rennrad? Ist es dein steter Begleiter, auch auf Reisen?

Meiner Strava-Statistik zufolge habe ich dieses Jahr wöchentlich im Durchschnitt ca. 7 Stunden auf dem Rad verbracht und bisher gut 3000 km in 72 Rides zurückgelegt. Im Sommer erhöht sich die Zeit auf dem Rad für gewöhnlich und mein Ziel für dieses Jahr ist es, die 10.000 km zu knacken.

Ich habe mein Rad oft auf Reisen mit oder nutze es für die Anfahrt. Letztes Jahr bin ich zum Beispiel mit dem Rad von Köln nach Zandvoort in Holland gefahren und habe das Wochenende vor Ort auch auf dem Rad verbracht. Ich bin (noch) kein Bike-Packing-Fan und verbringe die Nächte auf solchen Trips lieber im Hotel, mit bequemem Bett und fester Dusche. Tagsüber mag ich es meine Umgebung bewusster wahrzunehmen als aus dem Auto heraus und dabei schneller voran zu kommen als ein Fußgänger. Auf dem Rad fühle ich mich unabhängig und frei. Ich kann spontan entscheiden, ob ich in einem netten Café anhalten will, über einen Feldweg oder gemütlich an einem Kanal entlangfahre. Und wenn ich meine Route ändern möchte, dann mache ich das. Dieses Jahr habe ich mir eine Woche frei genommen, um mit Freunden auf unseren Rädern von Slowenien über Italien nach Österreich zu fahren und bin schon sehr gespannt auf die Tour!

Trotzdem gibt es auch noch ganz klassische Urlaube ohne Rad, in denen einfach nur am Strand gelegen wird.

Was war bisher die schönste Strecke, die du gefahren bist?

Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich liebe das Wasser und deshalb denke ich spontan an Routen, die an Seen oder dem Meer vorbeiführen z.B. in Dänemark, Holland oder dem Bergischen Land. Jede Strecke hat ihre eigenen Besonderheiten. Wenn ich in Dänemark in unserem Europäischen HQ bin, fahre ich mit dem Rad zur Arbeit und nutze die Zeit nach Feierabend, um so viele Eindrücke aus der Umgebung wie möglich mitzunehmen. Ich liebe die Kombination aus Wäldern, offenen Feldern und Straßen entlang der Küste, die Dänemark zu bieten hat. Zudem ist die Infrastruktur perfekt auf Radfahrer ausgelegt und Rennradfahren ist ein großer Teil der Kultur. Ähnliches gilt für die langen, perfekten Radwege in Holland. Ein Ausflug zu unseren Nachbarn lohnt sich definitiv, wenn man gerne flach fährt und sich mit Pommes belohnen möchte. Egal, wie oft ich in meiner gewohnten Umgebung und auf meinen Hausrunden fahre, das Bergische Land fasziniert mich immer wieder mit seinen Aussichten, Anstiegen und Talsperren, vor allem kurz nach Sonnenauf- oder -untergang. Einige meiner Lieblingsfahrten haben direkt vor meiner Haustür stattgefunden.

Im September planen wir zusammen eine Auszeit mit dem Rennrad im Bergischen Land. Was dürfen die Gäste dieser Veranstaltung erwarten? Worauf freust du dich besonders?

Neben den wunderschönen Strecken durch meine Wahlheimat, dem Bergischen Land, können sich unsere Gäste auf neue Perspektiven, spannende Gespräche und inspirierende Impulse freuen. Bensberg als Location ist schon ein Highlight und ich persönlich freue mich sehr auf eine Mischung aus sportlichem Fahren, Selbstreflexion und neuen Impulsen während der Veranstaltung.

Durch das gemeinsame Hobby gibt es fast immer eine sofortige Basis für Gespräche und bringt Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebensabschnitten, Berufen und Hintergründen zusammen. Ich bin gespannt darauf, wie unsere Gäste über Motivation, Ziele und Leistung im Sport, aber auch im Alltag denken und welche neuen Blickwinkel oder Erkenntnisse wir alle aus unserem Event ziehen werden. Zudem freue ich mich unglaublich auf die Gespräche mit unseren Referenten!

Vielen Dank für das Gespräch. Wir freuen uns auf die gemeinsame Veranstaltung im September.

Das Gespräch führte Andrea Hoffmeier, Akademiedirektorin.

Cycle & Soul | EINE AUSZEIT MIT DEM RENNRAD IM BERGISCHEN LAND

Was kann es Schöneres geben als mit Gleichgesinnten durch das Bergische Land mit vielen Höhenmetern zu fahren und sich gegenseitig zu motivieren und zu unterstützen und den eigenen Ehrgeiz auszuleben? Gemeinsam im Wind zu stehen, sich gegenseitig anzuspornen und über das Leben, eigene Lebenspläne, Möglichkeiten, Herausforderungen und Grenzen, aber natürlich auch über Bikes und Komponenten zu sprechen, dazu lädt Cycle &Soul der Thomas-Morus-Akademie ein.

Das erwartet die Teilnehmenden:

  • Drei anspruchsvolle geführte Rides mit Jil Tomaschko durch den Naturpark Bergisches Land mit vielen Höhenmetern und kleineren, kurvigen Straßen abseits der Hauptverkehrsweg
  • Impulse von ausgewählten Referenten wie Dominik Roels, ehemaliger Profi-Radrennsportler und Arzt, zu den Themen Leistung, Motivation und Balance im Leben wie im Sport, sowie weiteren Gesprächen am Abend

2. bis 4. September 2022 (Fr.-So.)
Cycle & Soul – Balance.Performance.Focus.
Mit dem Rennrad das Bergische Land entdecken und neue Impulse für Arbeit und Leben mitnehmen

Cycle and Soul – Balance.Performance.Focus.

Cycle & Soul – Balance.Performance.Focus.

Bildnachweis:
Jil Tomaschko

31. Mai 2022 || ein Gespräch mit Jil Tomaschko, Brand Activation Manager für die Marke Argon 18

Jil Tomaschko ist eine der Referentinnen bei der Auszeit mit dem Rennrad im Bergischen Land. Sie wird die 3 Rides durch das Bergische Land leiten.