Was mir Halt gibt - Unsere Reihe in der Fastenzeit

Was mir Halt gibt

Umkehr zu Anpassung und Leere

Umkehr, Anpassung, Leere – wie sollen die zusammenpassen und zudem halten? Ich erlebe diese Worte gerade als mich begleitend in der Fastenzeit, im Hinwachsen auf das Osterfest. Umkehr lädt mich ein, dass ich bereit bin, mich neu fein abzustimmen, mich neu zu orientieren an dem, was mir Welt-Anschauung ist. Die Feinabstimmung versucht, sich neu an der Botschaft Jesu zu orientieren. Es gibt gewiss einiges daran zu tun. Ich nehme diese Einladung zur Neuorientierung gerne an. Es steckt etwas sehr Lebendiges darin.

So sehr das vielleicht mein Ego nicht gerne hat: Ich lebe in einer Welt, die ständig Anpassungen verlangt. Anpassung an Situationen, die ich bei bestem Willen nicht ändern kann. Diese Anpassung gelingt manchmal ganz selbstverständlich. Da kann ich mich – evtl. auch mit Schmerz – ins Schicksal fügen. Ein andermal bäumt sich viel Widerstandskraft auf – bis ich vor einer Situation stehe, in der die höhere Macht mich zur Kapitulation ruft, vielleicht auch zwingt. Was hält dann?

In der Krise wüsste ich gerne – und wollte ich beeinflussen -, wie das Neue auszusehen hat. Krise lässt sich leichter durchleben, wenn ich Herr des Verfahrens bleibe. Dem ist aber oft nicht so. Da wünsche ich mir die Kraft zur Leerstelle, zu dem Zustand, in dem ich nichts mehr plane, nichts mehr festhalte.

Ich bin überzeugt, dass der Geist, die Lebenskraft Gottes, in diese Leere sprechen kann. Wie sollte sie sich bemerkbar machen, wenn ich dazwischenrede, in Aktionismus laufen gehe?

Umkehr, Anpassung und Leere sind mir Paten durch diese Zeit – im Vertrauen auf den Geist, der wirkt. In mir. In den Gemeinden. In einer Kirche, die im Strudel der Umkehr, der Anpassung und dem schwachen Mut zur Leere sich derzeit dreht.

Was mir Halt gibt – Unsere Reihe in der Fastenzeit

Die Fastenzeit ist eine Zeit, um sich auf sich selbst zu besinnen, innezuhalten, (neu) zu fokussieren. Die Fastenzeit lädt ein, nüchtern und klar auf das eigene Leben zu schauen. Was gibt Halt? Wovon lasse ich mich tragen? Meistens stellen wir uns diese Frage nicht bewusst, sondern handeln einfach und versuchen den Alltag mit seinen vielen Anforderungen zu bewältigen. Doch es gibt diese besonderen Texte oder Gebete, eine Bibelstelle, ein Zitat, ein Gedicht, eine Geschichte …, die Halt geben, die inspirieren und begleiten. Sie können Kraft, Trost und Motivation spenden.

Wir haben Menschen, die mit der Akademie verbunden sind, gefragt, was ihnen Halt gibt. Die Beiträge an den Fastensonntagen in unserem Blog „Akademie in den Häusern“ erzählen von Menschen und ihren ganz persönlichen Texten.

Bildnachweis:
unsplash.com, gemeinfrei

3. April 2022 || ein Beitrag von Matthias Schnegg, katholischer Priester und Pfarrer an den zwei romanischen Kirchen Kölns, St. Maria im Kapitol und Sankt Maria in Lyskirchen