Abschied ist nicht das Schlimmste auf der Welt, dass man sich wiedersieht, das zählt!

Liebe Anne, gestern war Dein letzter Arbeitstag. Du hast eine neue berufliche Herausforderung in der Schweiz angenommen. Herzlichen Glückwunsch!

Du verlässt Deine Heimat in Köln-Poll und ziehst in die Schweizer Berge. Was erwartet Dich dort?

Im Berner Oberland, genauer gesagt in Brienz erwartet mich mit dem Bildungszentrum für Alpine Permakultur ein äußerst spannender neuer Arbeitsplatz. Permakultur – das wird vermutlich für die meisten erklärungsbedürftig sein – ist ein Konzept nachhaltigen Gartenbaus und der Landwirtschaft. Es basiert darauf, natürliche Ökosysteme und Kreisläufe in der Natur genau zu beobachten und nachzuahmen, also zu gestalten. Im Bildungszentrum, dem eine Kräuter-, Stauden- und eine Gemüsegärtnerei sowie eine kleine Imkerei angeschlossen sind, wird permakulturelles Wissen in zertifizierten Designkursen sowie weiteren, verwandten Themen vermittelt. Jene Veranstaltungen werde ich dort künftig koordinieren.

Ich freue mich sehr darauf, mit meiner neuen Tätigkeit einen Beitrag für eine zukunftsfähige Kultur zu leisten, für einen wertschätzenden Umgang mit der Natur und ökologische Regeneration – Themen, die in meinen Augen ‚an der Zeit‘ sind, gefördert werden müssen und für die ich gerne Verantwortung übernehme. Eingebettet ist dieser besondere Lernort auf 1100 m Höhe in eine faszinierende (Berg-) Landschaft zwischen Brienzersee und Berner Alpen. Somit gehe ich auch in eine Region, die absolut dazu einlädt, die Natur zu entdecken und zu genießen. Sicherlich wird es eine große Umstellung und ein ganz anderes Lebensgefühl als in meiner Heimatstadt Köln – doch bin ich mir der Vorzüge allein schon der Schönheit und Faszination der alpinen Umgebung gewiss.

Wir werden Dich als kompetente, engagierte, hochmotivierte, kreative, zuverlässige (die Liste könnte ich noch lange fortführen) Kollegin vermissen. Sieben Jahre warst Du Teil der Akademie und hast in den Jahren in unterschiedlichen Bereichen gearbeitet. Welche besonderen Aufgaben und Ereignisse werden Dir in Erinnerung bleiben?

In der Tat war ich in der Akademie in ganz unterschiedlichen Themenbereichen tätig – und für diese Erfahrungen bin ich sehr dankbar! Angefangen habe ich 2014 nach dem Theologiestudium mit einem Praktikum – schon da durfte ich meine eigenen Ideen einfließen lassen und mich mit neuen Programmformaten „ausprobieren“, sei es mit dem KulturExpress oder mit Gesprächsabenden. In den folgenden Jahren kamen mir immer wieder unterschiedliche Projekte zu: Die Bergische Landpartie, die die bäuerlich-handwerkliche, kulturlandschaftliche und kulinarische Vielfalt der Region des Bergischen Landes einem breiten Publikum präsentiert, der Workshop für angehende Journalistinnen und Journalisten „Young Press“ auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin oder auch das Kooperationsprojekt „Blickwechsel“, welches sich mit der Frage beschäftigte, wie wir als multikulturelle Gesellschaft miteinander leben wollen, waren definitiv Highlights. Später war ich dann verantwortlich für die Erkundungen. Dabei, im Unterwegssein gerade in den heimischen Regionen, bieten sich noch ganz andere Möglichkeiten kulturelle, gesellschaftliche, künstlerische Kontexte wahrzunehmen, Hintergründe zu erfahren, das vermeintlich Bekannte mit anderen Augen zu betrachten.

Oft waren es auch gerade die arbeitsintensiven Zeiten – gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen – sei es zur Erstellung des Erkundungskataloges oder bei mehrtägigen Veranstaltungen wie dem festlichen Jahreswechsel in Bensberg, die, manchmal spätabends, mit guten Gesprächen, endeten und die sich besonders einprägen. – Ja, die Akademie war auch Heimat für mich. Hinterher und spätestens im Austausch mit den Gästen wurde immer für mich spürbar, „wofür es sich lohnt“.

Was hast Du an der Arbeit in der Akademie besonders geschätzt?

Anknüpfend an die vorangegangene Frage kann ich sagen, dass ich immer die Offenheit und Interessiertheit geschätzt habe – intern und seitens der Gäste –, mit der hier Themen angegangen und diskutiert werden. Gelernt habe ich hier, sich nicht mit „einfachen Antworten“ zufriedenzugeben, sondern stets die „Frage hinter der Frage“ zu erspüren und zu stellen und ebenso, das Besondere, mit Blick auf die Gestaltung und das Erleben, in der Begegnung, im Gespräch, im Unterwegssein … zu suchen und umzusetzen. Die Begeisterung und das hohe Engagement meiner Kolleginnen und Kollegen sucht ihresgleichen und schätze ich sehr! In und mit einem aber nicht nur motivierten, sondern auch menschlich zutiefst sympathischen Team zu arbeiten hat auch über schwierige Zeiten getragen und war ein Geschenk. Darüber hinaus nehme ich persönlich eine Fülle von wertvollen Erfahrungen und nicht zuletzt auch Wissen mit, um welches mich die Arbeit in der Akademie bereichert hat.

Was wünscht Du der Akademie für die Zukunft?

Der Akademie als solcher wünsche ich, dass sie weiterhin so neugierig und am Puls der Zeit bleibt; nicht müde oder scheu, sich neuen Fragestellungen zu widmen und dabei auch experimentelle Wege zu gehen. Ich wünsche der Akademie, dass sie ein „Hingucker“ ist; ihr großes Potenzial versteht und entfalten kann, Menschen anzusprechen und ins Gespräch miteinander zu bringen, aufmerksam zu machen – über bzw. auf das, was gerade „brennt“, sei es in Gesellschaft, Kirche oder Kultur. – Vor allem das vergangene Jahr hat viel Entbehrung gekostet, auf verschiedenen Ebenen. In meinen Augen wird es daher wichtiger denn je, eine wirkliche und offene Diskussionsplattform anzubieten und zu gestalten.

Meinen Kolleginnen und Kollegen danke ich für die großartige Zeit und Zusammenarbeit in der Akademie und wünsche Ihnen Neugier, Entfaltungsmöglichkeiten, Ausdauer und Freude in der Akademiearbeit – ich blicke gespannt auf die weiteren Entwicklungen und Veranstaltungen in Bensberg!

Liebe Anne, wir wünschen Dir für Deinen weiteren beruflichen und privaten Lebensweg alles Gute und Gottes Segen.

Bildnachweis:
Anne-Katrin Kleinschmidt leitete für junge Menschen mit Migration den Workshop Jung. Talentiert. Weltwärts. Wege in die Zukunft.
Good bye: R. Fisher, unsplash.com, gemeinfrei

27. Februar 2021 || ein Gespräch mit Anne-Katrin Kleinschmidt, Akademiereferentin